SELBSTPORTRAITS – PHANTOMBILDER

ke-Selbstportraits frei nach Luigi Ghirri

PHANTOMBILDER – Auf Wikipedia erfahren wir: Ein Phantombild ist ein polizeiliches Hilfsmittel zur Ermittlung des Straftäters und wird auch bei der Rekonstruktion von Gesichtern von Verbrechensopfern oder archäologischer Funde eingesetzt. Für mich ist ein Phantombild eine Art Platzhalter für jemanden, den ich nicht sehen kann, über den ich aber etwas erfahre, wenn ich das Bild betrachte. Ein Phantom ist nicht sichtbar, es hinterlässt aber Spuren. Die Spuren, die ich in meinen „Selbstportraits“ hinterlasse, sind die Dinge, mit denen ich mich in meiner fotografischen Arbeit auseinandersetze: Bücher, Kataloge, Bilder, aber auch andere Gegenstände, die ich täglich in meinem privaten Umfeld betrachte. Die Zeigung dieser Bilder ist eine Art Steckbrief von mir. Noch ein Begriff der polizeilichen Ermittlung von Straftätern: Steckbrief, eine abstrakte Beschreibung einer Person, die in diesem Fall zwar identifiziert ist – nämlich ich selbst, aber die man nicht sieht.

Ich sehe in meinen Motiven etwas sehr persönliches über mich. Ein Freund sagte mal vor langer Zeit zu mir: „Zeig´mir deinen Büchersschrank, und ich sage dir, wer du bist.“ Seit dieser Zeit schaue ich sehr konzentriert in die Bücherregale der Menschen, die ich besuche, wo immer ich Gelegenheit dazu habe. Und tatsächlich, ich glaube jedesmal etwas mehr über die Besitzer der Bücherregale zu erfahren. Als Fotograf ist mir ohnedies die Eitelkeit zu eigen, nicht zu häufig im Portrait abgebildet zu sein – da zeige ich doch lieber die persönlichen Gegenstände in meinen Regalen zuhause.

Duch die Ausstellung Luigi Ghirri – Karte und Gebiet im Folkwang Museum Essen motiviert habe ich aus meinen Schubladen ein paar dieser Phantombilder heraus gesucht. Ich erinnerte mich beim Besuch der Ausstellung an eigene Arbeiten, die ich gleichwohl im ähnlichen Zusammenhang immer wieder gemacht hatte.

In dem Kurztext von Luigi Ghirri zu seiner Werkgruppe Identikit 1976-1979 schreibt der Fotograf sehr schön über sein Motiv für diese Arbeit:

[…] Es ging mir in dieser Arbeit darum, zu verdeutlichen, dass mein Zuhause Tag für Tag Übungsfeld nicht nur für banale und allbekannte Gesten und Verhaltensmuster ist, sondern auch für die Ausgestaltung meiner Arbeit. Für dieses Selbstportrait habe ich die Gegenstände (Bücher, Schallplatten usw.) dazu berufen, Zeugnis abzulegen von meiner Fantasie, meiner Beziehung zum Wissen, zur Kultur, davon, wie ich meine Zeit verbringe: mit Lektüre, mit Musikhören, mit dem Planen von Reisen. […]

Ich verstehe diese Fotografien mehr als einen Akt des Sich-Zeigens als des Sich-Darstellens. […]

Mehr Phantombilder von Freunden und von mir finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs  ZUHAUSE BEI …  Seit 2014 arbeite ich dieses Thema.

ke


 

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