Seit bald fünfzig Jahren beobachte ich Fotografie im öffentlichen Raum – in Museen, in Galerien, auf Kunstmessen, auf Werbeplakaten, auf Foto-Festivals. Welchen Wandel, welche Entwicklung erfährt dieses Medium? Wie verändert sich die Gesellschaft, in der es stattfindet? Wie wechselvoll geht die Gesellschaft mit dem Medium visuelle Kommunikation um? Trotz meiner Voreingenommenheit als Fotoautor, oder gerade deshalb, sind diese Fragen für mich immer wieder spannend, zudem existenziell für mein Wirken und mögliche Antworten immer wieder überraschend. Die Fotografie besteht im Wandel der Zeit. Fotografie wird hoffentlich ein immer spektakuläres Medium sein. Ich werde das in meinem Fotografenleben weiter beobachten! Ich werde versuchen, Antworten zu geben!
Ich freue mich auf die Präsentation meines jüngsten Projektes HEIM | KEHR in meiner Heimatstadt Wesel. Ab dem 14. April können zahlreiche Abbildungen meiner fotografischen Spurensuche im Rathaus der Stadt Wesel öffentlich besichtigt werden. Bis zum 11. August 2023 wird der Flur vor dem Büro der Weseler Bürgermeisterin mit meiner Arbeit beseelt sein. Das freut mich sehr, nicht zuletzt, weil die Präsentation meines Projektes in Wesel Sinn macht, in meiner Heimatstadt, in der ich fast vierzig Jahre gelebt und gearbeitet habe, und in der heute noch zahlreiche meiner Freunde leben. Mitte der Siebzigerjahre fing ich meine Ausbildung zum Fotografen an und machte meine ersten Gehrversuche mit der Kamera – ausgerechnet in Wesel.
Bildauswahl Wesel-Motive 1975-1980
Im Jahre 2019 erfuhr ich aus den Medien vom bevorstehenden Abriss der Weseler Niederrheinhalle. Zu diesem Zeitpunkt digitalisierte ich gerade den Nachlass meines schon im Jahre 2003 verstorbenen Vaters: über fünfzig Fotobücher mit tausenden Bildern aus den 20er Jahren bis etwa 1995. Somit war ich ohnedies auf höchst emotionalen Wegen in der Vergangenheit meiner Familie und somit auch zwangsläufig in meiner eigenen unterwegs.
Auswahl-Motiv Tafel #1
Diese beiden Ereignisse waren die Initialzündung für meinen Anspruch, aus meinen vielen Erinnerungen an Weseler Stätten, Landschaften und Ereignisse ein Fotoprojekt zu machen. Mit Bildern in der Niederrheinhalle wollte ich sofort beginnen. Ich erhielt auf Anfrage großzügige Unterstützung der zuständigen Weseler Behörden. Ehe ich aber mit der Kamera in die traditionsträchtige Festhalle konnte, wurde diese zum Impfzentrum umfunktioniert. So arbeitete ich zunächst viele andere Erinnerungen meiner Kindheit und Jugend in Wesel an verschiedensten anderen Stätten auf.
Skyline und Rheinbrücken Wesel, August 2022
Die Motive fanden mich im Rheinbad, in meinem ehemaligen Gymnasium, heute Amtsgericht, in meiner Grundschule, am Tennisplatz, am Sportplatz, an der Zitadelle, an den ehemaligen Kinos, im Lutherhaus , im Weseler Dom, am Bahnhof, an der Kaserne, auf den Rheinbrücken, weiterhin in verschiedenen Firmen, Kaufhäusern, Geschäften und anderen Institutionen. Überall traf ich Menschen, entweder zufällig oder verabredet, weil ich teilweise Genehmigung und Begleitung erfragen musste. So wurden aus der reinen fotografischen Arbeit auch hoch interessante Begegnungen.
Niederrheinhalle Wesel, März 2021
Eine der spannendsten Erlebnisse war dann noch zum Schluss ein paar Tage vor dem Eröffnungstermin der Fotoausstellung mein Wiedersehen des Inneren der Niederrheinhalle. Zahlreiche Umbauten und Sanierungen hatten vieles mittlerweile verändert, trotzdem erkannte ich die Geometrie einzelner Stätten wieder. Dadurch kamen auch die Bilder der Erinnerung wieder in meinen Kopf. Die im Kellergeschoß etablierte Hausbar, der Ort, der später als „Sektbar“ vielen in nicht immer ruhmreicher Erinnerung geblieben ist, war mittlerweile zum Abstellraum umgebaut. Die Theke war ausgebaut, aber Teile des ursprünglichen Linoleumbodens und ein Barhocker aus der Zeit der Siebzigerjahre waren noch da. Ich erinnerte mich nur allzu gut an die Zeit feuchtfröhlicher Schützenfeiern, bei denen ich mich mit anderen jugendlichen Freunden ein ums andere Mal die Treppe hinunter getraut hatte.
Großer Saal der Niederrheinhalle Wesel, Blick zur Bühne, April 2023
Ehemalige Sektbar im Keller der Niederrheinhalle Wesel, April 2023
Barhocker und Sektkühler aus der Sektbar der Niederrheinhalle Wesel (Siebzigerjahre)
Unter dem Dach des NRW-FORUM in Düsseldorf kommen die FotografieliebhaberInnen noch bis Mitte Mai 2023 voll auf ihre Kosten: drei FotokünstlerInnen zeigen ihre unterschiedlichen Sicht- und Sehweisen in Bezug auf zeitgenössische Fotoarbeit auf zwei Etagen des Düsseldorfer Vorzeigeraums für visuelle Kommunikation. Alex Grein (*1983), die Britin Alison Jackson (*1960) und der Düsseldorfer Andreas Gefeller (*1970) schaffen es mit ihren jeweiligen fotografischen Interpretationen, uns zum Nachdenken anzuregen, in wie weit das Jahrhunderte alten Medium Fotografie in der heutigen Zeit noch glaubwürdig ist.
Auf dem Podium bei der Ausstellungsvorbesichtigung am 2. März 2023 (v.l.n.r.): Alex Grein, ihre Kuratorin Sarah Jonas, Andreas Gefeller, seine Kuratorin Judith Winterhager, die Kuratorin von Alison Jackson Anke Degenhard und Alain Bieber, Chef des NRW-Forums
Die Antworten auf diese gemeinsame provokative Frage nach der Glaubwürdigkeit der Fotografie im Zeitalter von „Fakenews“ fallen je nach eigener Betrachtung unterschiedlich aus. Wir lernen gar selbst kritisch zu hinterfragen, welche Abbildungen in den visuellen Medien wahr und welche „fake“ sein könnten. Wir lernen bestenfalls auch, mit unseren eigenen Fotos mehr glaub- und sinnhafte Inhalte und Botschaften zu generieren. Vielleicht sogar gehen wir etwas sparsamer mit dem Teilen unserer Fotoproduktionen um und gehen dafür einmal mehr ins Museum. Im NRW-FORUM z. B. können wir dort – vor zum Teil großformatigen Bildkompositionen – uns ein Bild im Kopf machen, das unsere Urteilsfähigkeit der „Weltsprache Fotografie“ – wie es Anke Degenhard so schön formuliert – ein wenig schärft. Sollte uns das nicht gelingen, bleibt uns immer noch ein großartiges Seh-Erlebnis.
Im Folgenden ein paar Impressionen der Ausstellung als Appetit-Häppchen, sozusagen.
Alle Fotos der Ausstellungsvorbesichtigung finden Sie in den SCHUBALDEN meines Archivs genau hier.
Die Zuhause-Seite des NRW-Forums informiert hier über viele weitere Details zur laufenden Ausstellung.
Die Ölstudien aus dem 19. Jahrhundert in der Ausstellung im Kunstpalast in Düsseldorf lehren uns eine neue Sichtweise auf die Natur.
Die Erfindung schnell trocknender Ölfarben, die sich obendrein in Tuben außerhalb der Ateliers bequem mitnehmen ließen, gestatteten den Malern im 19. Jahrhundert, ihre Motive in der Natur lebendig – somit unkonventionell – in Malerei umsetzen zu können. Die Kleinformate, die die Künstler, sozusagen damals on location, auf Holz- oder Papptafeln malten, wirken teilweise fotorealistisch.
Die KuratorInnen Florian Illies und Anna Christina Schütz vertiefen kurzweilig das Thema im Ausstellungskatalog, den unter anderen Autoren auch der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk mit einem Interpretationsangebot zum Thema „Grauwerte am Himmel“ bereichert. Die 170 abgebildeten Werke von 75 Künstlern und einer Künstlerin zeigen uns nicht nur im Original an den Wänden des Museums, sondern auch im Katalog geradezu fotorealistische Details, die die Maler seinerzeit in den Fokus nahmen. So lernen wir Betrachtenden, die Natur mit anderen Augen, bestenfalls mit den Augen der Künstler neu zu begreifen. Und wir werden uns so eines Tages an vermeintlich Profanes, wie Bäume oder Wellen oder Wolken, nachhaltig erinnern und erfreuen können.
Die fehlende Signatur auf den Gemälden und die Tatsache, dass die meisten von ihnen unveröffentlicht in den Ateliers und Depots verblieben, belegen, dass die Künstler sie nur für den privaten Gebrauch malten. Sie bezeugen die Experimentierfreudigkeit der Maler und den Anspruch, handwerkliche Finessen ihres Malens zu trainieren. So könnte man diese nicht kommerziellen Werke durchaus auch als Fingerübungen bezeichnen, durch die wir mehr über die jeweiligen Künstler als über die Werke selbst erfahren können.
Die Ausstellung im Kunstpalast in Düsseldorf ist noch bis zum 7. Mai 2023 zu sehen. Danach wird sie in Lübeck ausgestellt.
Detailinformationen bietet, wie immer, die Zuhause-Seite des Museums. Der attraktive Ausstellungskatalog, der etwa 200 Seiten umfasst, ist im Museum rabattiert und kostet dort 36,00 Euro.
Alle meine Fotos der Ausstellungsvorbesichtigung finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs, genau hier.
Ich freue mich auf die Präsentation einiger meiner Bildmotive aus meinem Van Gogh-Projekt und einen informativen Vortrag von Natalia Gershevskaya, Kunsthistorikerin und Kuratorin, mit dem Titel „Vanitas – damals und heute“.
Karsten Enderlein vor seinen Stillleben, Foto: Stefan Schuster
Die sanierte Rheinkirche in Homberg, seit etwa zwei Jahren ein Friedhof für Urnengräber, ist am Sonntag, dem 12, Februar 2023, Schauplatz für eine Ausstellungseröffnung und einen Vortrag zum Thema Vanitas. Vanitas-Stillleben sind im Bereich der Bildenden Kunst ein Genre, dessen sich auch die Niederländischen Maler des 16. und 17. Jahrhunderts wie Breughel, Claesz und Adriaen van Utrecht bedienten, die damit auf die Vergänglichkeit und die Eitelkeit des Lebens hinweisen wollten. Bis heute arbeiten Maler aber auch Fotografen stille Motive zu den unterschiedlichsten Themen. Natalia Gershevskaya wird in ihrem Vortrag zum Thema einen Bogen schlagen von der Renaissance bis zur Postmoderne.
Hier finden Sie auf der Zuhause-Seite des Kolumbariums in Duisburg-Homberg weitere Informationen zur Veranstaltung.
Meine guten Wünsche zum Jahreswechsel haben eine lange Tradition. Sie sind auch Anlass, in vermeintlich ruhigeren Zeiten an alle die zu denken und sich derer zu erinnern, die auf dem mittlerweile umfangreichen Verteiler stehen. So sind die zwei Tage und Nächte vor Weihnachten, in denen meine Frau Martina und ich die Karten produzieren, ein ganz besonderes und emotionales Erlebnis.
1990: Die Erste. In meinem Fotografenleben gehört die Suche nach dem etwas anderen Bild zum Alltag. Die Suche nach Licht in der Dunkelheit ist ohnedies wichtiger Anspruch in der Fotografie. Gepaart mit einer gehörigen Portion Sentimentalität, gerade zur Vorweihnachtszeit, passieren dann Bilder in meinem Kopf, die in über dreißig Jahren etliche Motive haben entstehen lassen. Diese verschicke ich jährlich seit 1990 als Schmuckkarte mit den besten Wünschen zum Jahreswechsel an FreundInnen, KollegInnen und gute Bekannte.
Die letzte Energiekrise in den Siebzigerjahren war längst überstanden, die heutige noch lange nicht absehbar. Und so sparten die starken Männer der Stahlindustrie nicht mit Strom, als sie beschlossen, nahe der automatisiert produzierenden Kokerei den von der Betriebsleitung organisierten Weihnachtsbaum mit über zwanzig 100-Watt-Glühbirnen auszurüsten. Und die brannten auch tagsüber, wenn der Nieselregen der Kühlwasserwolken durch die Werksanlagen waberte. Größer konnte der Kontrast zwischen der monumentalen Stahlfabrik und dem Symbol des Weihnachtsfestes – dem Christbaum – nicht sein. Ich sah auf der Fahrt durch das Werk den Baum, wo ansonsten im kilometerweiten Umfeld kein Baum und Strauch zu finden waren, und dachte an die wenigen starken Arbeiter, die im Zeitalter der Industrialisierung und Automation noch harte Arbeit verrichteten, und diesen Baum an diese Stelle gestellt haben mussten und verfiel in eine rauschige Sentimentalität, als ich dabei an meine Kindheit unter dem jährlichen Weihnachtsbaum dachte. Ich war ja schließlich auch schon ein erwachsener starker Mann und hatte geglaubt, dass ich dieses vermeintlich kindliche Erlebnis nicht mehr brauchte. Aber dieser Baum an der Kokerei, den ich im Dezember 1990 entdeckte, überzeugte mich damals sofort, dass gerade auch wir Erwachsenen einen Anspruch auf das Symbol der immergrünen Tanne für Leben, Ausdauer und Überleben haben sollen. Und das gerade in einer Zeit, die auch schon in den Neunzigerjahren größte Anstrengung im Arbeitsleben forderte.
1991. Kein Stern über Bethlehem – dennoch ein Licht in der Finsternis.
1992. Auch das Feuer eines Schlackenabgusses kann zur Weihnachtsgeschichte werden.
1993. Im Jahre 1992 begann ich mein Fotoprojekt über Vincent van Gogh und war nachhaltig bewegt von dessen Leben und Wirken. So brachte ich auch das Diamantenmuseum in Amsterdam kurz vor Weihnachten in Schwung.
1994. Der Heilige Apostel Andreas war Namensgeber für x-förmige Kreuze, die uns heute vor Eisenbahnverkehr warnen. In der Nacht zum 30. November im Jahre 60 soll er an einem solchen Kreuz hingerichtet worden sein.
1995. Ein wärmendes Feuer in eisigen Dezembernächten bietet auch an der Sinteranlage Krippenatmosphäre.
1996. Auch in der Mechanischen Hauptwerkstatt gedenkt man der Geburt Jesu Christi.
1997. Sind das nicht die drei Weisen aus dem Morgenland unter dem Stern zu Bethlehem?
1998. Das achte und letzte Motiv aus der Duisburger Werkskulisse. An kalten Dezemberabenden in der blauen Stunde mit den sternförmigen Lichtern kam ich nie an Weihnachten vorbei.
1999. Ich wusste im heißen August an der Atlantikküste Frankreichs schon, warum ich an den Christbaumstand auf dem Weihnachtsmarkt im Dezember denken musste.
2000. Auch im Manhattan des Mittelalters, der toskanischen Türme-Stadt San Gimignano, fand ich einen Lichtblick für das bevorstehende Weihnachtsritual.
2001. Außer einer kurzfristigen Ehrfurcht vor dem störenden Fotografen war in der Ostsee-Werft bei den Arbeitern noch nichts von Weihnachten zu spüren.
2002. Ich glaubte schon lange nicht mehr an den Weihnachtsmann, ale er mir in einem Parkhaus in Oslo ins Bild lief.
2004. Eisige Salzwinde waren gut für meine Inspiration, ausgerechnet auf Sylt an das ein oder andere Licht am Horizont zu denken.
2006. Alle Weihnachtseinkäufe erledigt?
2007. Oder warten wir in Südtirol schon im Sommer auf’s Christkind?
2009. Die erste gemeinsame Karte mit meiner Frau Martina. Jetzt erweiterte sich der Verteiler. Die Post hielt zumindest ihre Portokosten in diesem Jahr stabil.
2012. Der Text unserer Karte kollidierte etwas mit dem Motiv: So richtig kam keine Fröhlichkeit auf beim winterlichen Spaziergang durch den Hofgarten in unserer Landeshauptstadt, in dem auch Heinrich Heine schon lustwandelte.
2013. Schon für das Jahr 2014 wünschten wir FREIRÄUME im Denken. Die sollten für Kreativität im Handeln sorgen.
2014. Der Blick zum Himmel tut auch den Nichtheiligen, Nichtweisen und NichtkönigInnen gut.
2015. Von Afghanistan über die Krim bis Venezuela – Krieg und Krisen auf der ganzen Welt. Der Ölzweig sollte ein Symbol für Wunsch nach Frieden sein – ein frommer Wunsch.
2016. Unser Aufruf zu Entspannung und Gelassenheit in bewegten Zeiten.
2017. „Ein Sonnenstrahl reicht hin, um viel Dunkel zu erhellen.“ Frei nach Franz von Assisi wünschten wir LICHTBLICKE.
2018. Der richtige Weg bringt neue Erkenntnisse.
2019. Da wo nichts im Wege steht, nichts ablenkt, kann man lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist.
2020. Immer für einen guten Gedanken gut: ein Meer von Blumen, hier frei nach Vincent van Gogh.
2021. „Es kommt nicht darauf an, wie wir aussehen, es kommt darauf an, wie wir sind.“ Aus „So viel Sehnsucht auf so kleiner Fläche“ von Karl Ove Knausgård.
2022: Die Aktuelle. So viele Heizkörper-Bilder in den Medien gesehen. Und jetzt noch eins auf unserer Weihnachtskarte. Wenn das nicht die Kreativität fördert, die beim Sparen hilft. Und das Denken in unserer Zeit wirklich ändert, gar wendet.
Immer wieder bin ich auf der Suche nach dem etwas anderen Bild. Solange ich kann, werde ich weitersuchen und pünktlich zum Jahreswechsel versuchen, Impulse zu geben, um im nächsten Jahr die Welt zu verbessern.
k.e im Januar 2023
Alle Bildmotive meiner Grußkarten zum Jahreswechsel seit 1990 finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs genau hier.
„Jede Zeit hat ihre Aufgaben, und durch die Lösung derselben rückt die Menschheit weiter.“ aus „REISEBILDER“ von Heinrich Heine, deutscher Dichter, Journalist und Lyriker, *1797 †1856
Ich wünsche allen LeserInnen kreative Ideen, die Welt in 2023 zu verbessern.
Das Bonnefantenmuseum in Maastricht zeigt noch bis zum 26.02.2023 die opulente Werkschau des Architekturfotografen Werner Mantz (*1902 in Köln †1983 in Maastricht)
Meine Frau Martina und ich besuchten unlängst einen befreundeten Kollegen und seine Frau in Maastricht. Seine Empfehlung, sich die aktuelle Werner Mantz-Ausstellung im Bonnefantenmuseum anzuschauen, war eine wirklich gute Idee. In einer höchst attraktiven Architektur fanden wir in den drei großzügig angelegten Museumsetagen zunächst auf der ersten Etage italienische, flämische und niederländische Maler sowie eine umfangreiche Sammlung mittelalterlicher Skulpturen. Das zweite Obergeschoß präsentierte zeitgenössische Kunst mit den Schwerpunkten amerikanischer Minimalismus, italienische Arte Povera und Concept Art. Und die dritte Etage war beseelt mit dem Lebenswerk des deutsch-niederländischen Fotografen Werner Mantz (*1901 in Köln †1983 in Maastricht). Werner Mantz gilt weltweit als einer der bedeutendsten Architekturfotografen der Strömung des „Neuen Bauens“. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Architekturzeitschriften veröffentlicht.
Ein paar fotografierte Eindrücke meiner Frau Martina vom Bonnefantenmuseum.
Maastricht Während seiner Laufbahn arbeitete Werner Mantz fast ausschließlich im Auftrag. Doch es entstanden auch freie Arbeiten. Es sind zumeist Fotos der Maastrichter Altstadt; die ersten Aufnahmen datieren aus dem Jahr 1932. Er lichtete die alten Wallanlagen ab, Stadttore, Gassen, Kirchen, Parks unddas alte Rathaus. In der Nachkriegszeit machte er sein bekanntes Gegenlichtfoto von der Stokstraat. Obwohl dieses Foto deutlich seine Präzision und sein Gefühl für die Gestaltung erkennen lassen, unterscheiden sich die Maastrichter Stadtaufnahmen durch impressionistisch-idealisierenden Charakter von den Auftragsarbeiten. Bei der Herstellung dieser Fotografien arbeitete Mantz zum Teil mit einem Raster – ein Verfahren, das er während seiner Ausbildung in München kennengelernt hatte. Interessant sind die Fotos, die Werner Mantz von der 1932 im Stil des Art déco vollendeten Wilhelminabrücke machte; sie existiert heute nicht mehr in ihrer urspünglichen Gestalt. Von verschiedenen Standpunkten aus stellte er die charakteristischen Elemente der Brücke heraus: die Treppen in der Mitte, die Landungsplätze, den Leitdamm, das Brückenwärterhaus und die auffallenden Lampen, die wie Wächter auf der Brüstung aus Naturstein stehen. (Übersetzung des englischsprachigen Katalogs der Ausstellung)
Werner Mantz arbeitete mit einer Plattenkamera im Bildformat 18 x 24 Zentimetern. Das heißt, die Negative wurden aus Glas mit den genannten Abmessungen und in einem Seitenverhältnis von 3:4 hergestellt. Die Belichtungszeit konnte bis zu 15 Sekunden oder mehr betragen. Die meisten Abzüge hat er als Kontaktabzüge hergestellt. Das Glasnegativ lag dabei direkt auf dem unbelichteten Fotopapier, und beim Einschalten der Lampe im Vergrößerungsgerät (das in diesem Fall das Bild nicht vergrößerte) wurde ein 1:1-Bild auf das Papier projiziert. (Übersetzung des englischsprachigen Katalogs der Ausstellung)
Zur nachhaltigen Erinnerung nahmen wir uns ein paar Maastricht-Motive des großartigen Lichtbildners mit nach Hause. Im SchauRaum unseres Appartements wirkt der beeindruckende Besuch Maastrichts mit den Arbeiten von Werner Mantz noch lange nach.
Mantz in unserem SchauRaum PGS100
Auf der schönen farbigen Zuhause-Seite des Bonnefantenmuseums finden Sie weitere Informationen.
Mehr über Werner Mantz und sein Schaffen finden Sie hier.
Markus Lüpertz schenkt der Stadt Düsseldorf seine plastische Interpretation des Schumann-Ehepaars mit dem Titel A Danse À Deux – Ein Bildbericht.
Nach der Ausstellungsvorbesichtigung im K 20 kam ich so gerade noch rechtzeitig am Ratinger Tor vorbei, um die Enthüllung der Schumann-Plastik vom Düsseldorfer Kunst-Enfant-Terrible Markus Lüpertz (*1941 in Reichenberg) erleben zu dürfen. An dieser Stelle veröffentliche ich bewusst das Foto der noch verhüllten Plastik. Da ich auf bewegte Video-Sequenzen auf meinem Blog verzichte, empfehle ich, die Statue, sollten Sie mal in der Nähe vorbeikommen, sich im Original anzusehen, da ihr in jedem Fall eine umfängliche, raumgreifende (360 Grad-) Besichtigung gebührt.
Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller (*1970 in Aachen, CDU, seit 1. November 2020 im Amt), links und Meister Markus Lüpertz (mit obligatorischem Gehstock und Totenkopf-Ring) auf dem Weg durch eine Hälfte des Ratinger Tors zur gemeinsamen Enthüllung der Statue.
Eine schwere Geburt – so nannte Meister Lüpertz in seiner kurzen Ansprache der feierlichen Enthüllungs-Zeremonie den Prozess, sein Schumann-Denkmal der Stadt Düsseldorf zu stiften. Er sei eigentlich gekommen, um zu schimpfen, sich zu beschweren und zu schelten. Den Sockel, den Transport, ja sogar das Tuch habe er neben allen Fertigungskosten ohnedies auch noch selbst bezahlt. Der wunderbare Standort des Denkmals, das schöne Wetter und die zahlreich erschienen Personen und Persönlichkeiten hätten ihn dann aber besänftigt. So blieb der Grund der „schweren Geburt“, zumindest für die Teilnehmenden der Zeremonie, zunächst im Dunklen. Obendrein lieh der Künstler den gut eineinhalb Dutzend MedienvertreterInnen und den zahlreichen GästInnen dann auch noch ein zufriedenes – durchaus authentisches – Lächeln.
k.e, im November 2022
Mehr über das Schumann-Denkmal und den großzügigen Stifter Künstler Markus Lüpertz erfahren Sie in der Pressemeldung der Stadt Düsseldorf an dieser Stelle.
Ein paar mehr Fotos der Denkmal-Enthüllung finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs hier.
Die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf stellt Mondrian auf den Kopf
Lese ich im Band 5 des Duden Fremdwörterbuchs über Inspiration, so finde ich folgende Erklärung: Inspiration die; -, -en [lat.; „Einhauchung“]: 1. schöpferischer Einfall, Gedanke; plötzliche Erkenntnis, erhellende Idee, die jmdn., bes. bei einer geistigen Tätigkeit, weiterführt; Erleuchtung, Eingebung. und 2. (Med.: ohne Plural) Einatmung; das Einsaugen der Atemluft. So also erklärte uns schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts Konrad Duden aus Wesel diesen aus dem Lateinischen stammenden Begriff. Und so viele dieser Ausdrücke treffen zu, wenn ich die Werke von Piet Mondrian sehe und dabei Fotos in meinem Kopf entstehen.
Beate Gerlings, Botschaftsrätin des Königreichs der NiederlandeSusanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung NRWAnne Skaliks, Restauratorin
Eine opulente Werkschau des niederländischen Ausnahme-Künstlers Piet Mondrian (*1872 in Amersfoort †1944 in New York) beseelt jetzt noch bis zum 10. Februar 2023 die Räume der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, dem K 20 in Düsseldorf. MONDRIAN.EVOLUTION heißt die Präsentation mit achtundachtzig Arbeiten des Malers, der zeitlebens auf der Suche nach der Wirklichkeit war, nach dem Fundament der Dinge, wie er selber einmal sagte. Evolution ist hier eher nicht im Darwinschen ursprünglichen Sinne gemeint, sondern vielmehr als Dokumentation der Entwicklungsschritte im Künstlerleben Mondrians. Am Anfang seiner Karriere malt er, was er sieht: die Dünenlandschaften Zeelands mit den typischen holländischen Windmühlen, den Bäumen, den Türmen der meernahen Gemeinden und immer wieder den Strand, wo vertikale Formen mit der dominierenden Horizontalen der Meereslandschaft kollidieren. Die Entwicklung seines Schaffens zu immer abstrakteren Motiven, bis hin zu den weltberühmten Farbkombinationen rot-gelb-blau ist in der Ausstellung gut begreifbar. Das K 20 präsentiert mir die kreative Lebensgeschichte des Malers in chronologischer Reihenfolge, so ich im Museum vom Eingang aus rechts und dann gegen den Uhrzeigersinn die Ausstellung durchlaufe.
Bereits die ersten Arbeiten des Autors aus der Zeit um die Jahrhundertwende (1890er bis 1910er Jahre) verraten mir einen wesentlichen Teil seiner Persönlichkeit: er war ganz offenbar ein sehr disziplinierter, seine Arbeitsweise kontrollierender und hoch konzentrierter Perfektionist. Die Konzentration auf das Wesentliche seiner Seh-, Denk- und Arbeitsweise führten ihn immer weiter von der figürlichen hin zur radikalen abstrakten Malerei. Diese Reduktion der Wirklichkeit von Landschaften und Architektur komponierte er geradezu, wie Beethoven es in der Musik vermochte, auf das wenig Wesentliche. Auch deshalb tragen wohl seine abstrakten Werke den Co-Titel Komposition.
Ich meine mich an ein Mondrian-Ausstellungsplakat aus den späten Sechzigerjahren zu erinnern, das mein älterer Bruder in unser Kinderzimmer gehängt hatte. Es ist gut möglich, dass ich mich bereits vor meinem Fotografenleben für die linienorientierten Rechtecke und Quadrate mit Rot, Gelb und Blau begeistern konnte. Aber spätestens seit ich mit der Kamera unterwegs bin und immer wieder Landschaften, Architekturen aber auch andere Motive auf vertikale und horizontale Geometrien abklopfe, ist mir Mondrian ständiger Anstifter.
Heute weiß ich, dass sich Mondrian von den Seelandschaften seiner Heimat hat inspirieren lassen, von dem Licht, das hinter den Dünen im Osten begann und mit brennender Sonne abends im Meer verging. Der Faszination eines solchen Naturerlebnisses konnten sich Generationen von Malern offensichtlich bis heute nicht entziehen. Dort wo natürliche Urgewalt in Form scheinbar endloser Wassermassen und Spuren menschlicher Zivilisation aufeinandertreffen, entsteht eine ganz besondere Landschaft: eine Art Zwischenraum an der Nahtstelle von Wasser und Land. Auch mich als Fotograf hat dieser Zwischenraum immer besonders angezogen. In zahllosen Motiven reduziere ich diese romantische Landschaft auf zwei wesentliche Bestandteile: auf die gewaltige Natur in Form eines Himmel und Wasser teilenden Horizonts und dagegen auf vertikale Formen, die eindeutig menschliche Spuren dokumentieren. Eine Art der Reduktion, wie Mondrian sie belegen wollte? Diesen vermessenen Zusammenhang dürfen andere bewerten.
Unbenommen bleibt mir jedoch die Freude als Lichtbildner, in eigener Bildsprache Themen zu arbeiten, die Betrachtenden einen Blick auf Wesentliches durch Weglassen vermitteln. Und dabei kann ich mich von Mondrians Werken immer wieder aufs Neue inspirieren lassen.
Die Kuratorinnen Susanne Meyer-Büser und Kathrin Beßen
Die Kunsthistorikerin Susanne Meyer-Büser, Co-Kuratorin der Ausstellung im K20 neben Kathrin Beßen, verrät im übrigens empfehlenswerten Katalog, dass das Werk New York City 1 seit über siebzig Jahren auf dem Kopf ausgestellt wird. Geradezu zufällig sei sie auf ein Foto gestoßen, das ein Modefotograf 1944 im Studio Mondrians in New York gemacht hatte, auf dem das Werk auf einer Staffelei im Hintergrund zu sehen ist – um 180 Grad gedreht. Detaillierte restauratorische Untersuchungen der Verlaufsrichtung der Klebestreifen hätten dann ergeben, dass das Werk beim Erstellen auf dem Kopf gestanden haben muss. Mondrian wird durchaus beim langwierigen Entstehungsprozess das Werk mehrfach auf der Staffelei gedreht haben, überzeugen tut mich allerdings ein anderes Indiz für die neue „verkehrte“ Betrachtungsweise: sehe ich auf beide Versionen im direkten Vergleich, fällt mir auf, dass die um 180 Grad gedrehte Variante eine intensivere Tiefe, mehr Räumlichkeit gewährt, die das Bild mehr als einen Stadtplan der geometrisch angelegten Stadt New York aussehen lässt. Das auf den Kopf gedrehte Werk offenbart mir mehr Stadt-Raum als nur Stadt-Plan. Entspräche das nicht mehr der Intention des Autors? Nach Aussage der Kuratorin bleibt das Bild aber zunächst in tradierter Ausrichtung.
Piet Mondrians NEW YORK CITY 1, rechts um 180 Grad gedreht
Die Kunstsammlung NRW lädt ins K 20 nach Düsseldorf zum 150. Geburtstag Piet Mondrains ein, nicht nur um dem vermeintlich auf den Kopf gestellten Werk auf den Grund zu gehen, sondern auch um sich einen umfangreichen Gesamteindruck des Schaffens des Künstlers machen zu können. Das wertvolle Werk New York City 1 ist übrigens vor unangemessenen und einfallslosen Protesten sogenannter Klimaaktivisten gut mit Acrylglas geschützt.
Die Ausstellung vermag durchaus alle BesucherInnen inspirieren, nach dem Besuch Bekanntes wie den Strand, die Kirche, das Meer, Holzpfähle am Strand und die Stadt mit anderen Augen zu sehen und auf der Suche nach einer Wirklichkeit durch Abstraktion neue Eindrücke eines gewohnten Umfelds zu erfahren, ganz im Geiste des grandiosen Künstlers Piet Mondrian.
k.e, im November 2022
Bei meinen Recherchen zu diesem Blog-Bericht fiel ich übrigens im InterNet über das Poster, an das ich mich zu erinnern glaube. Den Entwurf dafür lieferte 1968 der Schweizer Architekt und Grafiker Max Bill zur Eröffnung der Neuen Nationalgalerie in Berlin.
Alle meine Fotos der Ausstellungsvorbesichtigung finden Sie hier in den SCHUBLADEN meines Archivs.
Auf der Zuhause-Seite des K 20 finden Sie umfängliche Informationen zur Ausstellung.
Sonderaustellung über den „Revierkanal“ im Ruhr Museum auf Zollverein in Essen noch bis zum 16. April 2023
Immer wieder eine beeindruckende Kulisse: Das Ruhr Museum befindet sich in der ehemaligen Kohlenwäsche der Zeche Zollverein, Schacht XII in Essen.
Über einhundert Jahre diente die Emscher zwischen Holzwickede und ihrer Mündung am Rhein bei Dinslaken als Kloake für Industrie und Wohnbau. Seit 2021 ist die Emscher abwasserfrei und heißt seitdem „Neue Emscher“. Der Weg zu diesem Titel war lang und gliedert sich grob in drei Zeitabschnitte: 1. Die alte vorindustrielle Emscher war im Mittelalter Anrainerstrom für zahlreiche Wasserschlösser und -mühlen. 2. Im 20. Jahrhundert, dem Zeitalter der Siedlungs- und Industrieentwicklung im Rhurgebiet, diente die Emscher vornehmlich als Abwasserkanal . 3. Nach umfangreichen Renaturierungsmaßnahmen in den letzten zwanzig Jahren durch strategische Maßnahmen der Emschergenossenschaft glänzt die neue Emscher heute geradezu als Naherholungsgebiet.
Diese Zeitabschnitte beleuchtet jetzt die umfangreichste Fotografie-Ausstellung, die es je im Ruhr Museum zu bestaunen gab, sehr eindrucksvoll mit über vierhundert Bildern und neun Filmen. Die Kulisse der Kohlenwäsche, in der die Ausstellung platziert ist, trägt genau wie die zahllosen Fotografien, der Wandteppich, Pläne, Gemälde und 3-D-Animationen zu einer außergewöhnlichen multimedialen Präsentation bei, die Historiker wie Fotografie-Ästheten geleichermaßen zu beeindrucken vermag.
Aus den Pressetexten des RuhrMuseum: DIE GESCHICHTE DER EMSCHER Wasser hatte im Ruhrgebiet, dem ehemals größten industriellen Ballungsraum in Europa, schon immer eine besondere Bedeutung. Zum einen musste es aus großen Tiefen bis zu tausend Meter nach oben gepumpt werden, um an den Stoff der Begierde des Industriezeitalters, die Kohle, zu gelangen und sie massenhaft abbauen zu können. Über Tage musste das Grubenwasser nicht nur über die bestehenden Wassersysteme abgepumpt werden, sondern diese dienten auch als wichtigste Transportwege für die tonnenweise geförderte Kohle und für die mit ihrer Hilfe erzeugten Produkte der Montanindustrie. Die Hauptprobleme der Wasserwirtschaft waren aber spätestens mit dem Beginn der Hochindustrialisierung die Entsorgung der Abwässer auf der einen und die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser auf der anderen Seite. Dabei handelte es sich bei den Abwässern nicht nur um das Schmutzwasser der damals größten Industrieanlagen in Europa, sondern auch um das Brauchwasser und die Fäkalien einer zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf über fünf Millionen Menschen angewachsenen Bevölkerung einschließlich der für ihre Ernährung notwendigen Nutztiere. Dies stellte eine schier unglaubliche Herausforderung dar, zumal jeder Versuch, das Abwasser wie in anderen Industriegebieten und Metropolen unterirdisch abzuleiten, scheiterte, da die anhaltenden Bergsenkungen das Leitungssystem zerstörten und zu Verseuchungen des Erdreichs führten. Die Folgen waren große Seuchen wie Typhus, Cholera und Diphterie ab Ende des 19. Jahrhunderts mit Hunderten von Toten. Angesichts dieser Situation wurde 1899 die Emschergenossenschaft als Deutschlands erster Wasserwirtschaftsverband gegründet. Was sie anschließend schuf, war eine ingenieurstechnische Meisterleistung: Der Fluss und seine Nebenläufe wurden nach und nach begradigt, die Gewässer eingedeicht und mit Betonsohlschalen befestigt. Vorüber war die Zeit der Seuchen und Überflutungen. Was blieb, war der Gestank eines offenen Abwasserlaufs.
Die Kuratorinnen scheinen mit ihrem Werk zufrieden.
Mit dem Ende des Bergbaus stellte sich die Emschergenossenschaft einer neuen Herausforderung. Das Abwasser wurde aus dem Fluss unter die Erde verbannt. Rund 5,5 Milliarden Euro wurden in den Bau von vier modernen Großkläranlagen, drei großen Pumpwerken und 436 Kilometer unterirdische Kanäle investiert. Diese Arbeiten schaffen heute die Grundlage für die bemerkenswerte Umgestaltung: Die Emscher und ihre Nebenläufe werden wieder zu Habitaten für Pflanzen und Tiere und zum Erlebnis- und Erholungsraum für die Menschen. Die Geschichte des Flusses war und ist also immer auch die der Bewältigung von gesellschaftlichen Herausforderungen. Dabei steht die nächste bereits vor der Tür: Der Klimawandel ist deutlich spürbar. Die Temperaturen in den Städten steigen, Phasen der Trockenheit wechseln sich ab mit Starkregenereignissen.
Die Ausstellungsverantwortlichen bei der Ausstellungs-Pressekonferenz jeweils v.r.n.l.: und Stefanie Grebe, Giulia Cramm, Prof. Heinrich Theodor Grütter,Dr. Thomas Dupke und Dr. Axel Heimsroth.
DAS BILDARCHIV DER EMSCHERGENOSSENSCHAFT Das kurz nach der Gründung der Emschergenossenschaft (1899) entstandene Bildarchiv gehört zu den bedeutendsten Archiven der Region und umfasst inzwischen 200.000 digitale und analoge Bildeinheiten. Ergänzt wird der Bestand durch einen Fundus aus Luftbildern seit den 1920er Jahren. Es bietet eine einmalige Dokumentation der Wasserwirtschaft im nördlichen Ruhrgebiet von 1906 bis 1966. Insgesamt wurden 40.000 Glasplattennegative in einem mehrjährigen Prozess digitalisiert und 2005 dem Ruhr Museum zur fotokonservatorisch angemessenen Aufbewahrung übergeben.
Gruppenaufstellung für die FotografInnen – für die anderen …!
Alle Fotos der Ausstellungsvorbesichtigung finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs im Ordner BEGEGNUNGEN.
Detailinformationen zur Ausstellung hat die Zuhause-Seite des Ruhr Museums zu bieten.
PARIS. NEW YORK. GRENZENLOS – Der KUNSTPALAST Düsseldorf zeigt bis zum 22. Januar 2023 eine „Werkschau“ des ungewöhnlichen Künstlerpaares.
Generaldirektor Felix Krämer, der mit seinem gewissenhaften Spezialisten-Team rund siebzig Werke präsentieren kann, lud zur Ausstellungsvorbesichtigung in den KUNSTPALAST nach Düsseldorf ein. Und weil nicht nur KultouristenInnen die spektakulären Verhüllungen des Künstlerehepaares Christo (*1935 †2020) + Jeanne-Claude (*1935 †2009) mögen, sondern auch die Medienschaffenden, war es bei der Pressekonferenz richtig voll. Zunächst glaubte man, das jüngste Projekt der beiden verpasst zu haben, als man auf den verhüllten KUNSTPALAST zuging. Schnell wurde aber klar, dass es sich um Schutz-, Lärm- und Emissionsschutz-Planen der Baustelle handelt, zu der der KUNSTPALAST unlängst durch großzügige Finanzierung zurzeit erkoren ist.
Auch Vladimir Javacheff, zuständig für die großen Christo-Projekte in aller Welt, wirkt zufrieden.
Vladimir Javacheff, Lorenza Giovannelli und Jonathan William Henery sind kreative Helferlein aus dem familiären Umfeld des Künstlerehepaares, die sich neben der Organisation der Projekte auch um ihre Vermarktung und Finanzierung kümmern. Auch der Fotograf und Projektleiter Wolfgang Volz, langjähriger Vertrauter des Künstlerpaares, wird nicht müde werden, Ideen und Fotografien der Werke zu kommunizieren. Außerdem wird das Team weiterhin versuchen, angedachte aber noch nicht gezeigte Projekte, sozusagen aus den Schubladen, zu realisieren. Christo und Jeanne-Claude werden uns also auch zukünftig, wenn auch postum, mit sensationellen Verhüllungen erfreuen können.
Felix Krämer, oben linksIn der ersten Reihe: Sammlerehepaar und „The Familiy“Felix Krämer, Bildmitte
Das Sammlerehepaar Ingrid und ThomasJochheim haben großzügig eine Vielzahl aus ihrer Sammlung der Projektarbeiten von Christo und Jeanne-Claude dem Museum zur Verfügung gestellt. Auf vier Häuser verteilt erstreckt sich ihre beachtliche Kunstsammlung in Recklinghausen. Mitte der 90er Jahre lernten sie Christo und Jeanne-Claude kennen und liebten und schätzten fortan ihre Aktivitäten. Für die Zeit der Ausstellungen in Düsseldorf und in Schloss Gottorf, Schleswig (vom 17. März bis zum 8. Oktober 2023) hat der Fotograf Wolfgang Volz dem Sammlerehepaar themengerechte Fotografien ersatzweise an die Wände gehängt, an denen jetzt die Originale fehlen. Ihre Sammlung wollen die beiden „aber jetzt häufiger im Museum besuchen“, wie Ingrid Jochheim erklärt.
Thomas Jochheim, linksIngrid Jochheim, links
Den Besuch im KUNSTPALAST empfehle ich auch all denen, die sich über die Jahrzehnte des Schaffens von Christo und Jeanne-Claude einen chronologischen und visuell eindrucksvollen Überblick verschaffen wollen. Aber auch für „AnfängerInnen“ und junge BesucherInnen bietet das Ausstellungsprogramm eine Menge zum Begreifen, im doppelten Sinne des Wortes Bedeutung.
Kurator der Ausstellung ist Kay Heymer, Kunstpalast Düsseldorf, Co-Kuratorin ist Sophie-Marie Sümmermann, die sich freut, uns mit der Ausstellung einen neuen Blick auf dieses außergewöhnliche Paar ermöglichen zu können.
Kunst im Bau – Der KUNSTPALAST wird renoviert, und ist dabei verhüllt. Mein Bildbericht:
Weitere Informationen über die aktuelle Ausstellung im KUNSTPALAST finden auf seiner Zuhause-Seite hier.
Sehen Sie alle meine fotografischen Begegnungen mit Christo und Jeanne-Claude und ihren Werken aus den Jahren 1999 bis heute in dem Ordner BEGEGNUNGEN in den SCHUBLADEN meines Archivs.
Im Jahre 1986 war ich das erste und bislang zum einzigen Male auf der italienischen Mittelmeerinsel Elba. Die Kamera hatte ich ständig am Hals, die Tasche war gefüllt mit Kodak Ektachrome Diamaterial – 36er. Damals war der Tourismus noch zahm, und ich hatte das Gefühl, an einem exotischen Ort zu sein. Das knackige Licht machte schöne harte Schatten, und die Farbpalette dieses bunten Italiens inspirierte mich zu unbändigem Aktivismus und so zu extensiver Schlagzahl beim Bilder sammeln.
Anlässlich meiner erneuten Reise nach Elba, die ich in diesem Jahr noch starten werde, habe ich die alten Dias von 1986 gescannt. Die Auswahl ergab ein Bild-Potpourri meiner damaligen Reise und schärfte meinen Blick auf die Situationen, die ich damals für würdig hielt, abzulichten: ich beobachtete andere Touristen beim Wahrnehmen der gleichen Situationen, wie ich sie erlebte, ich fokussierte wohl aber auch auf die vielen Begegnungen zwischen Natur und Architektur, zwischen Fassade und Menschen, zwischen Tradition und moderner Skurrilität. So ergaben sich auch inhaltliche Kontraste sowie Vergleichbarkeiten.
Alles in allem durchaus ein Fotografie-Drehbuch für meinen nächsten Besuch der Insel Elba.
1986, als ich diese Bildserie arbeitete, ahnte ich noch nicht, dass ich intuitiv Walker Evans und Luigi Ghirri zu meinen großen Vorbildern für meine Arbeit als Lichtbildner erkoren hatte. ke
Weitere Infos zu meinem Motivator Walker Evans finden Sie hier in meiner Hommage an den 1975 verstorbenen Fotografen.
Seit vielen Jahren unterstützt die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung maßgeblich den Ankauf von Fotokonvoluten für die Fotografische Sammlung des Ruhr Museums. Jüngster Neuzugang ist das komplette fotografische Werk Brigitte Kraemers aus den Jahren 1982 bis 2021, einer Fotografin, die wie keine andere in den letzten vierzig Jahren das soziale Leben im Ruhrgebiet dokumentiert und das Bild vom Ruhrgebiet mitgeprägt hat. Ihre zahlreichen Projekte und Serien zum Alltagsleben, zur Freizeit, zur Migration oder zum religiösen Leben umfassen tausende von hervorragenden Fotografien. Insgesamt gehen mit dem Ankauf 360.000 Bildeinheiten, darunter Prints, Vintages, Dias, Negative, in die Fotografische Sammlung des Ruhr Museums über. Hinzu kommen rund 7.000 digitale Datensätze. Das Konvolut beinhaltet Serien, Langzeitprojekte und Reportagen zu den Themen Soziales, Alltag, Freizeit. „Ich freue mich sehr und bin der Krupp-Stiftung dankbar, dass sie diesen insgesamt vielleicht bedeutendsten fotografischen Ankauf der Stiftung Ruhr Museum so großzügig unterstützt,“ so Prof. Heinrich Theodor Grütter, Direktor des Ruhr Museums. „Die Fotografische Sammlung kann so deutlich erweitert, ihr Profil geschärft und eine wichtige Sammlungslücke geschlossen werden.“ In enger Zusammenarbeit mit Brigitte Kraemer wird ihr Werk nun aufgearbeitet und kommt in den nächsten vier Jahren in vier Tranchen ins Ruhr Museum. Im Rahmen des Ankaufes werden ausgewählte Fotografien Kraemers voraussichtlich 2025 in einer großen Ausstellung im Ruhr Museum präsentiert.
Die Fotografin Brigitte Kraemer Brigitte Kraemer fotografiert seit mehr als 40 Jahren intensiv und auf ihre ganz spezifische Art und Weise das soziale Leben, nicht nur, aber vor allem im Ruhrgebiet. Sie ist keine distanzierte Betrachterin, sondern durch ihr Einfühlungsvermögen in ihren Fotografien Teil der Szene. „Ich habe mich seit Mitte der 1980er Jahre mit den Themen des Alltags vor meiner Haustür fotografisch auseinandergesetzt.“, so Brigitte Kraemer. „Ein besonderer Schwerpunkt dabei ist der Blick auf soziale Themen und die Beobachtung der kulturellen Vielfalt im Ruhrgebiet. Im Nachdenken übereinander und im wechselseitigen Respekt vor der Vielfalt der Zugehörigkeiten und individuellen Einzigartigkeiten können Fotografien versuchen, das Widerfahrene erzählbar zu machen und um Verständnis werben für ein humanes Leben ohne Ausgrenzung und Unterdrückung.“ Brigitte Kraemer wurde 1954 in Hamm geboren. Sie studierte an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen Visuelle Kommunikation und war nach dem Abschluss des Studiums Gesellschafterin der Fotografenagentur „Antrazit“ in Essen. Seit 1982 ist sie als freie Fotografin im Ruhrgebiet tätig. Seit 1984 nimmt Kraemer an Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland teil und veröffentlichte zahlreiche Fotobände. Seit 1985 kann Brigitte Kraemer regelmäßig bedeutende Auszeichnungen für ihr Werk verzeichnen.
Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung „Die Fotografie gehört zur DNA der Krupp-Stiftung: Wir engagieren uns seit Jahren für die Ausbildung des kuratorischen Nachwuchses, ermöglichen es angehenden Künstlerinnen und Künstlern ihre Wege zu gehen und helfen Museen dabei, ihre Sammlungen auszubauen. Daher freuen wir uns sehr, die be- währte Zusammenarbeit mit dem Ruhr Museum nun mit dem Ankauf der Fotografien von Brigitte Kraemer fortzusetzen“, so Heike Catherina Mertens, Mitglied des Vorstandes der Krupp-Stiftung.
Die Fotografische Sammlung des Ruhr Museums Die Fotografische Sammlung des Ruhr Museums ist eine der größten Sammlungen zur Dokumentarfotografie in Deutschland. Mittlerweile ist sie das bedeutendste Archiv historischer und zeitgenössischer Fotografien der Region, ihrer Landschaften und Städte, der Menschen, der Arbeit und der Freizeit, des Alltags und der Feste. Zu den Beständen mit etwa vier Millionen Bildeinheiten, bestehend aus Negativen und einigen zehntausend Abzügen und Dias, zählen umfangreiche Fotografen-Nachlässe und Archive. Der in den Fotografien dokumentierte Zeitraum reicht vom Beginn der Fotografie im 19. Jahrhundert bis heute, mit Schwerpunkten in den fünfziger bis siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Sie wurde in den 1980er Jahren mit Hilfe der Kulturstiftung Ruhr und des Regionalverbandes Ruhr begründet. Teile der Sammlung werden regelmäßig in weit beachteten thematischen und monographischen Ausstellungen im Ruhr Museum auf dem Welterbe Zollverein gezeigt. Darüber hinaus sind im Internet fast eine Million der Fotografien der Sammlung abrufbar, die mit Unterstützung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung schon Ende der 1990er Jahre digitalisiert werden konnten. Mit Hilfe der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung konnten in den letzten Jahren die zentralen Konvolute bedeutender Fotografen wie Henning Christoph (2012), Joachim Schumacher (2016), Dieter Münzberg (2016) und Ergun Çağatay (2020) erworben werden. Diese haben nicht nur die Fotografische Sammlung des Ruhr Museums um wichtige Aspekte, etwa die des Städtebaus und der Urbanität oder die Migration erweitert, sondern auch zu umfangreichen Ausstellungen geführt, die nicht nur in Essen, sondern auch in Hamburg und Berlin, in Istanbul und Ankara und weiteren Städten der Türkei zu sehen waren.
Zahlen und Fakten, die immer von Interesse sind: Für die Ausstellung haben sich insgesamt über 900 Künstlerinnen und Künstler zur Teilnahme beworben. Die siebenköpfige Jury hat sich für 185 Kolleginnen und Kollegen entschieden, 103 Künstlerinnen und 82 Künstler mit über 300 Werken. Die jüngste Teilnehmerin ist Marieangela Pfahler mit 24 Jahren, der älteste Teilnehmer ist Walter Vogel mit 90 Jahren, dann kommen Walter Heuermann mit 88 Jahren und Barbara Grosse mit 84 Jahren. Aus folgenden Ländern sind Künstler*innen vertreten, die alle einen Bezug zu NRW haben: Niederlande, Österreich, Italien und Frankreich. Gezeigt werden Werke aus folgenden Bereichen: Malerei 110, Grafik 31, Foto 35, Video 4, Bildhauerei 38, Installation 16, Außenskulpturen 7 Alle Werke werden sowohl im Kunstpalast als auch im NRW-Forum gezeigt. Damit vergrößert sich unsere Ausstellungsfläche deutlich. Mit 7 Außenarbeiten sind wir zum zweiten Mal seit 1904 auch im gesamten Bereich des Ehrenhofs vertreten.
In der Ausstellung sind Werke sowohl in einem eher niedrigen als auch in einem durchaus hohen Preissektor zu erwerben. Eine der preiswertesten Arbeiten ist die von Barbara Deblitz mit 300 €. Das teuerste Werk kostet 66.600 € und stammt von Pascal Sender.
DAS KLEINE FORMAT Hier präsentieren wir Künstler*innen mit ca. 300 Kleinformaten bis 600 Euro, die in der aktuellen Ausstellung vertreten sind oder schon einmal in den vorherigen Ausstellungen waren. Sie haben dadurch die Möglichkeit, in diesen schwierigen Zeiten ihre Werke zu präsentieren und auch zu verkaufen.
SONDERVERANSTALTUNGEN Wie immer wird es auch wieder Sonderveranstaltungen geben; unsere Donnerhall- und Matinee- Veranstaltungen. Genaueres dazu findet man in unserem Informationsflyer.
KOOPERATIONEN Unsere Partnerschule, das Lore-Lorentz-Berufskolleg, hat wieder eine Parallelkampagne erstellt, die in der Ausstellung präsentiert werden wird. In der Woche vom 21.06. – 26.06.2022 werden die Ergebnisse zu sehen sein. In diesem Jahr ist die Klasse von Prof. Lena Newton zu Gast in unserer Ausstellung. Damit setzen wir die Tradition fort, einer Klasse der Kunstakademie Düsseldorf einen künstlerischen Raum zu öffnen.
PREISTRÄGER Norika Nienstedt erhält den Kunstpreis der Künstler DIE GROSSE 2022. Emil Walde erhält den Förderpreis DIE GROSSE 2022. Erstmalig wird ein Publikumspreis, der DIE-GROSSE-EUREF-CAMPUS-KUNSTPREIS, ausgeschrieben. Als Preis winkt dem Publikumsliebling ein Studienaufenthalt in Paris, gesponsert von EUREF-CAMPUS. Am letzten Tag der Ausstellung, am Sonntag, dem 17. Juli 2022, wird der oder die Künstlerin bekanntgegeben und der DIE-GROSSE-EUREF-CAMPUS-KUNSTPREIS verliehen. An dieser Stelle auch ein Dankeschön für das besondere Engagement.
Besonders zu erwähnen ist, dass die Rheinbahn wieder als Partnerin gewonnen werden konnte. Über den Zeitraum von fünf Wochen wird eine Straßenbahn als Werbemaßmaßnahme durch Düsseldorf fahren. Auch die Stadtwerke Düsseldorf unterstützen uns wieder bei der Präsentation von Skulpturen im Außenbereich.
FÜHRUNGEN Die Führungen waren in der letzten Ausstellung überaus gefragt. Wir hoffen, dass sich nach den neuen Perspektiven auch wieder zahlreiche Besucher*innen, Schulen und Institute bei uns melden.
Der Förderpreisträger Emil Walde bespielt mit seiner komplexen Rauminstallation im NRW Forum ein tragisch aktuelles Thema: Private Bunker.
Weitere Informationen zu DER GROSSEN erhalten Sie auf deren Zuhauseseite unter: https://www.diegrosse.de
Nein – Christo und Jeanne Claude haben nicht zur GROSSEN beigetragen. Ein Teil ihrer Arbeiten sind aber ab September 2022 im Kunstpalast zu sehen.
Und hoffentlich nicht die Letzte. Gründer und Kreativ-Direktor der zum achten Mal stattfindenden Messe für zeitgenössische Fotografie Wolfgang Sohn kündigte das Ende dieser mittlerweile renomierten Veranstaltung zumindest im stilwerk an, weil dort die Räumlichkeiten in andere Nutzung umgestaltet werden. So ist es spannend, wo im nächsten die Nummer neun der #photopopupfair passiert.
In diesem Jahr überzeugt die Veranstaltung wieder mit Arbeiten neuer internationaler, zum Beispiel aus der Ukraine, wie auch mit Arbeiten bekannter Gesichter aus dem Rheinischen.
Die junge Fotokünstlerin Anna Kalinichenko aus dem kleinen Dorf Verbki in der Ukraine erzählt uns, dass sie 2020 nach Düsseldorf gezogen ist und sich und ihre innere Künstlerin vor die Herausforderung gestellt hat, ein neues Leben, neue Formen und Farben anzunehmen. Weiter verrät sie uns:
Am 24. Februar 2022 hat sich mein Leben erneut ins Unbekannte verlagert, an einen Ort ohne Form und Farben, wo alles nur grau und kalt ist. Dieser Ort heißt „Krieg“. Die Werke, die Sie in dieser Ausstellung sehen werden, wurden nicht während des Krieges aufgenommen, aber meine Wahrnehmung dieser Schönheit ist nicht mehr dieselbe. Meine Augen sind nicht mehr dieselben wie vor dem 24. Februar, denn alle in der Ukraine lebenden Menschen sind durch ein beängstigendes „Vorher“ und „Nachher“ geteilt worden. Ich sehe jetzt jedes Foto, das ich vor dieser Zeit aufgenommen habe, durch das Prisma des Krieges, was ihnen eine andere Bedeutung verleiht.
Ihr Werk Interrupted Family Dinner beeindruckt durch den Freiraum, den die Autorin uns Betrachtenden außerhalb des Bildes lässt. Schnell verbindet sich im Kopf das Bekannte mit dem Spekulativen, das man durch unzählige Kriegsbilder aus den Medien zu kennen glaubt. Inspiriert durch die Bilder von Anna denkt man die eigene Geschichte weiter und nähert sich vielleicht auf diese Weise einer grausamen Realität.
Mittwoch, der 11. Mai 2022, zwei Tage vor der Eröffnung der Fotoausstellung in der Galerie Fils. Fine Arts im stilwerk in Düsseldorf: vier kräftige Menschen sind nötig, die großformatigen Fotografien in edlen Rahmen-Boxen an die Wände der Galerie zu bringen. Die roten Muster eines Kreuzlinien-Lasers blitzen durch den Raum und geben für die Hängung die präzisen Stellen an den noch weißen kahlen Wänden vor – echte Schwerstarbeit. Das passt zu dem Autoren der Fotografien. HG Esch ist ein stattlicher Zweimeter-Mann, dem man gerne zutraut, ein schweres Gitzo-Stativ und die umfangreiche Großbildkamera-Ausrüstung durch die Metropolen dieser Welt zu schleppen. Dort entstehen seine Architekturaufnahmen, von denen jetzt noch mindestens bis Ende Juni einige zu sehen sind.
Die aufwendige Hängung hat sich gelohnt, wenn am Eröffnungsabend die wandfüllenden Fotografien präsentiert werden. HG Esch arbeitet in einer höchst präzisen geometrischen Bildsprache: absolut linienorientiert verteilt er auf der Bildfläche die Fassadenausschnitte der Architektur, die er für seine Bildkompositionen ausgesucht hat. Entstehende Linien verlaufen vertikal wie horizontal planparallel zu den das Motiv einrahmenden Bildkanten. Geradeso, als hätte auch er für seine Arbeit den Kreuzlinien-Laser in den Stadtlandschaften verwendet. k.e
Kommt die Architektur erst durch die Fotografie zu ihrer ästhetischen Wirkung und kann Architekturfotografie an sich schon Kunst sein?
Neben den heute so populären Selfies mit berühmten Gebäuden im Hintergrund und der Nutzung als Kulisse für Werbeaufnahmen steht die Architektur seit weit über 100 Jahren auch im Fokus der künstlerischen Fotografie, mit pittoresken Motiven in Städten und Landschaften oder bei der sensiblen Erkundung architektonischer Details.
HG Esch (d. i. Hans-Georg Esch, geb. 1964) fotografiert weltweit Bauwerke mit hohem Wiedererkennungswert, ebenso wie anonyme Details. Die Aufnahmen belegen die Bildwürdigkeit ihrer architektonischen Protagonisten, ob in Chongqing, Tokyo, Moskau, Peking oder Düsseldorf selbst, und belassen die Frage nach der Verortung des Künstlerischen in einem Schwebezustand zwischen Architektur und Fotografie.
HG Eschs bekannte Serien wie »Megacities« oder »City and Structure« wurden international ausgestellt und in Büchern veröffentlicht. Im Fokus stehen hier die heutigen Boomcities mit ihren imposanten Kulissen, vor allem die asiatischen.
Im Rahmen des Programms von düsseldorf photo+ sind die Werke von HG Esch erstmals in Düsseldorf zu sehen, einer Stadt, die international zu den Zentren ambitionierter Architektur gehört.
Die Räume von Fils Fine Arts bieten eine seltene Möglichkeit, die bis zu sieben Meter breiten Werke zu zeigen, Teil eines Streifzugs durch sein umfangreiches Œuvre. Hinsichtlich der Wirkungsmacht der Fotografie spricht HG Esch im Sinne einer Anekdote des Medien-Philosophen Marshall McLuhan, der beschreibt, wie eine Frau das Kind ihrer Freundin bewundert, woraufhin dessen Mutter sagt: »Oh, das ist noch gar nichts, sie sollten seine Fotografie sehen.«
Alle meine Fotografien vom Eröffnungsabend finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs.
Thomas Ohl (Wissenschaftlicher Referent und Kurator der Ausstellung, LVR-Niederrheinmuseum Wesel), Corinna Endlich (Leiterin des LVR-Niederrheinmuseums Wesel), sowie der Luftbildfotograf und Journalist Hans Blossey bei der Vorstellung am 7. April 2022
Pressetext des LVR-Niederrheinmuseums Wesel:
Ruderboote in der Sonne, Industriehalden sowie prachtvolle Schlösser und Gärten zeigt die neue Sonderausstellung „Blick auf den Niederrhein“ – Luftbilder von Hans Blossey im LVR-Niederrheinmuseum Wesel. Die Schau ist vom 8. April bis zum 14. August 2022 in dem Museum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) zu sehen.
Der Fotojournalist Hans Blossey ist seit vielen Jahren im Auftrag von Zeitungen, Agenturen und weiteren Auftraggebern mit seinem Flugzeug über dem Niederrhein unterwegs. Dabei sind Tausende von Fotos entstanden, die vertraute Orte auf eine neue und überraschende Art präsentieren. Mit dem Blick aus der Luft zeigt sich diese Region nun aus einer ganz anderen und unbekannten Perspektive.
Die Ortszentren erhalten so ein neuartiges Antlitz, die Wasserlandschaften bekommen eine andere Dimension und die verästelten Verkehrswege präsentieren sich in manchmal überraschender Struktur. Die Großanlagen von Industrie und Handel werden ebenso ins Bild gerückt wie die weiten Flächen der Tiefebene. Aber auch die Details erzielen eine neue Wirkung: eine ungewöhnliche Baumgruppe und ein kleiner Teich erscheinen aus der Vogelperspektive mit plötzlich veränderten Konturen.
Luftbildner Hans Blossey, mit Fliegeruhr aber ausnahmsweise mal fest am Boden
Hans Blossey zeigt uns auf faszinierende Art den Niederrhein in ganz vielen Facetten und aus ungewohntem Blickwinkel. Die Aufnahmen kommen einem Vogelflug entlang des Rheins gleich und zeigen traumhafte Kulissen sowie Schnappschüsse des Alltags. So haben Sie den Niederrhein noch nie gesehen!