MANTZ-RETROSPEKTIVE IN MAASTRICHT

Das Bonnefantenmuseum in Maastricht zeigt noch bis zum 26.02.2023 die opulente Werkschau des Architekturfotografen Werner Mantz (*1902 in Köln †1983 in Maastricht)

Meine Frau Martina und ich besuchten unlängst einen befreundeten Kollegen und seine Frau in Maastricht. Seine Empfehlung, sich die aktuelle Werner Mantz-Ausstellung im Bonnefantenmuseum anzuschauen, war eine wirklich gute Idee. In einer höchst attraktiven Architektur fanden wir in den drei großzügig angelegten Museumsetagen zunächst auf der ersten Etage italienische, flämische und niederländische Maler sowie eine umfangreiche Sammlung mittelalterlicher Skulpturen. Das zweite Obergeschoß präsentierte zeitgenössische Kunst mit den Schwerpunkten amerikanischer Minimalismus, italienische Arte Povera und Concept Art. Und die dritte Etage war beseelt mit dem Lebenswerk des deutsch-niederländischen Fotografen Werner Mantz (*1901 in Köln †1983 in Maastricht). Werner Mantz gilt weltweit als einer der bedeutendsten Architekturfotografen der Strömung des „Neuen Bauens“. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Architekturzeitschriften veröffentlicht.

Im Jahre 1884 als historisches und archäologisches Museum der niederländischen Provinz Limburg gegründet, stammt der Name Bonnefantenmuseum vom französischen Begriff „Bons enfants“ (gute Kinder) ab. Dies war der Name eines ehemaligen Klosters (bonnefanten klooster), welches das Museum von 1951 bis 1978 beherbergte. Anfang der 90er Jahre verpflichtete sich die Provinz Limburg mit 40 Millionen Euro für den Bau eines neuen Museumsgebäude. 1995 wurde das Museum an seinem heutigen Standort wieder eröffnet. Vier Jahre später wurde das Bonnefantenmuseum ausschliesslich zu einem Kunstmuseum. Die historischen und archäologischen Sammlungen sind seither woanders untergebracht. Das von dem italienischen Architekten Aldo Rossi entworfene Gebäude mit seiner raketenförmigen Kuppel gilt als eines der bedeutendsten modernen Gebäude Maastrichts.
Das Bonnefantenmuseums von Aldo Rossi befindet sich in einem ehemaligen Industriegebiet namens „Ceramique“ und grenzt direkt an die Maas. Von eher traditionellen Profil, bietet das Bonnefantenmuseum eine Reihe von Galerien, die von oben oder von den Seiten beleuchtet werden, organisiert in zwei Flügel um die zentrale Treppe. Der Entwurf basiert auf einem symmetrischen, E-förmigen Grundriss, mit dem markanten Turm in zentraler Lage zum Fluss. Die Arme der E-Form stehen rechtwinklig zum Flussufer, der Mittelarm ist mit dem Turm verbunden. Das Layout des Gebäudes ist im Wesentlichen dreigliedrig, bestehend aus einem Hauptgebäude, dem zylindrischen Turm Volumen mit Kuppel und dem Belvedere. Dieses Belvedere ermöglicht den Besuchern die Aussicht auf die historische Stadt. Der Haupteingang des Museums befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes, und erfolgt über einem Platz an der stark befahrenen Avenue Ceramique. Im Inneren ist die lange zentrale Treppe, bedeckt mit poliertem Hartholz und im Sonnenlicht der verglasten Decke gebadet, das Herzstück. Diese Treppe schafft ein Gefühl einer überdachten Strasse und soll von einem belgischen Beispiel (Montagne de Bueren de Liège) inspiriert sein. Die reiche Kulturgeschichte Europas gilt als entscheidender Impuls für diese Entwurf Aldo Rossi’s. Das Hauptgebäude ist aus traditionellen Materialien wie Stein, Ziegel und Holz gebaut. Die Wände aus schweren Materialien sind durchbrochen, um genügend Tageslicht für die Innenräume zu gewährleisten, was zu einer natürlichen Helligkeit der Galerien führt. Natürliches Tageslicht ist ein Schlüsselfaktor für den Entwurf von Aldo Rossi. Die vordere und seitlichen Fassaden des Museums sind beinahe geschlossen, währenddem die Wände des zentralen Flügels sich grosszügig öffnen. Der markante, zylinderförmige Turm ist in glänzendem Zink verkleidet und kontrastiert mit dem Klinker und dem Stein des geradlinigen Hauptvolumens. Dieser Teil des Entwurfs wurde inspiriert von der schlanken klassizistischen Kuppel der Basilika San Gaudenzio, entworfen vom Turiner Architekten Alessandro Antonelli.
Text der InterNet-Seite von © www.archipicture.eu

Maastricht
Während seiner Laufbahn arbeitete Werner Mantz fast ausschließlich im Auftrag. Doch es entstanden auch freie Arbeiten. Es sind zumeist Fotos der Maastrichter Altstadt; die ersten Aufnahmen datieren aus dem Jahr 1932. Er lichtete die alten Wallanlagen ab, Stadttore, Gassen, Kirchen, Parks unddas alte Rathaus. In der Nachkriegszeit machte er sein bekanntes Gegenlichtfoto von der Stokstraat. Obwohl dieses Foto deutlich seine Präzision und sein Gefühl für die Gestaltung erkennen lassen, unterscheiden sich die Maastrichter Stadtaufnahmen durch impressionistisch-idealisierenden Charakter von den Auftragsarbeiten. Bei der Herstellung dieser Fotografien arbeitete Mantz zum Teil mit einem Raster – ein Verfahren, das er während seiner Ausbildung in München kennengelernt hatte. Interessant sind die Fotos, die Werner Mantz von der 1932 im Stil des Art déco vollendeten Wilhelminabrücke machte; sie existiert heute nicht mehr in ihrer urspünglichen Gestalt. Von verschiedenen Standpunkten aus stellte er die charakteristischen Elemente der Brücke heraus: die Treppen in der Mitte, die Landungsplätze, den Leitdamm, das Brückenwärterhaus und die auffallenden Lampen, die wie Wächter auf der Brüstung aus Naturstein stehen. (Übersetzung des englischsprachigen Katalogs der Ausstellung)

Werner Mantz bei einem Trip auf den Kanarischen Inseln 1931, ©Nederlands Fotomuseum

Werner Mantz arbeitete mit einer Plattenkamera im Bildformat 18 x 24 Zentimetern. Das heißt, die Negative wurden aus Glas mit den genannten Abmessungen und in einem Seitenverhältnis von 3:4 hergestellt. Die Belichtungszeit konnte bis zu 15 Sekunden oder mehr betragen. Die meisten Abzüge hat er als Kontaktabzüge hergestellt. Das Glasnegativ lag dabei direkt auf dem unbelichteten Fotopapier, und beim Einschalten der Lampe im Vergrößerungsgerät (das in diesem Fall das Bild nicht vergrößerte) wurde ein 1:1-Bild auf das Papier projiziert. (Übersetzung des englischsprachigen Katalogs der Ausstellung)

Zur nachhaltigen Erinnerung nahmen wir uns ein paar Maastricht-Motive des großartigen Lichtbildners mit nach Hause. Im SchauRaum unseres Appartements wirkt der beeindruckende Besuch Maastrichts mit den Arbeiten von Werner Mantz noch lange nach.

Auf der schönen farbigen Zuhause-Seite des Bonnefantenmuseums finden Sie weitere Informationen.

Mehr über Werner Mantz und sein Schaffen finden Sie hier.


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