Eine Art Hommage an Albert Renger-Patzsch

Mein Besuch der Ausstellung „Albert Renger-Patzsch. Die Ruhrgebietsfotografien“ auf der Zeche Zollverein in Essen war der Impuls in meinen Schubladen zu wühlen. Ich erinnerte mich an meine Arbeit „Emscherhäuser“ aus dem Jahre 1982. Der Emscherschnellweg, die Autobahn A42, war in Duisburg fast fertig gestellt. Vom Wall, auf dem die Lärmschutzwände montiert wurden, hatte man einen erhöhten Standpunkt und dadurch einen neuen Blick auf die Siedlungshäuser. Zahlreiche alte Straßen waren durch den Autobahnneubau zu neuen Sackgassen geworden. Die Gärten um die Häuser und die Gehwege waren alle befriedet, und so ergab sich eine neue Sichtweise auf die Straßenstümpfe mit den letzten Bebauungen. Die harten Kontraste der Schatten durch knackiges Winterlicht machten die Siedlungsarchitektur aus den zwanzigern und den Nachriegsjahren zu grafisch akkuraten Geometrien. Das machte mich an.

Gut fünfzig Jahren liegen zwischen meinen und den Bildern Renger-Patzschs. Die Faszination der Ästhetisierung des Ruhrgebiet-Raums darf ich offenbar mit meinem großen Vorbild teilen. Hubert Spiegel schrieb zur Ausstellung in Essen vor kurzem in der F.A.Z.: „Renger-Patzsch dokumentierte Ordnung, wo es sie nicht gab.“ Das ist die Beschreibung für einen Impuls, die Kamera in die Hand zu nehmen und Bilder zu arbeiten, die mehr darstellen können, als eine historische Dokumentation.
