Lugi Ghirri – Wegbereiter der europäischen Farbfotografie: Das Museum Folkwang präsentiert Hauptwerke des italienischen Fotografen
vom 4. Mai bis 22. Juli 2018

MUSEUM FOLKWANG, Luigi Ghirri – Karte und Gebiet, Hans-Jürgen Lechtreck (Geschäftsführender Direktor) und Gastkurator James Lingwood, Foto: © 2018 k.enderlein FOTOGRAFIE

MUSEUM FOLKWANG, Luigi Ghirri – Karte und Gebiet, v.l.n.r.: Gastkurator James Lingwood, Ghirris jüngste Tochter Adele, Petra Steinhardt (Projektleitung, Fotografische Sammlung), Franziska Kunze (Stipendiatin der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung „Museumskuratoren für Fotografie“) und Hans-Jürgen Lechtreck (Geschäftsführender Direktor), Foto: © 2018 k.enderlein FOTOGRAFIE
alle Fotos der Ausstellungsvorbesichtigung © 2018 k.enderlein FOTOGRAFIE
Die Ausstellung Karte und Gebiet im Museum Folkwang (4. Mai – 22. Juli 2018) ist die erste umfassendere museale Auseinandersetzung mit dem fotografischen Werk Luigi Ghirris außerhalb seines Heimatlandes Italien.
Sie präsentiert mit über 300 Fotografien ein Œuvre an Farbfotografien, das im Europa jener Zeit eine herausragende Rolle einnimmt. Stillleben, Landschafts- und Architekturaufnahmen sowie der soziale Wandel in seiner Heimatstadt Reggio Emilia prägen die Motivwelt des Fotografen. Die Essener Präsentation bildet den Auftakt eines Ausstellungsprojektes, das Ghirris Werk im Anschluss nach Madrid und Paris führt.
In den 1970er Jahren begann der gelernte Landvermesser Luigi Ghirri (1943–1992) , an Wochenenden mit seiner Kamera die Straßen, Plätze und Vororte Modenas zu durchstreifen –
immer auf der Suche nach Themen und Projekten. „Mich interessieren flüchtige Architekturen, die Welt der Provinzen, Objekte, die allgemein dem schlechten Geschmack zugeordnet werden, es für mich aber nie waren, Objekte, die erfüllt sind von Wünschen, Träumen, kollektiven Erinnerungen… Fenster, Spiegel, Sterne, Palmen, Atlanten, Globen, Bücher, Museen“, bemerkte Ghirri.
Er betrachtete seine Umwelt und die von Menschen geschaffenen Landschaften und Lebensräume seiner Heimatstadt Reggio Emilia. Scharfsinnig hielt Ghirri in seinen kleinformatigen Fotografien die Veränderungen seiner Umgebung fest. Neue Formen des Wohnens und Lebens, der Freizeitgestaltung oder der Werbung waren seine Hauptmotive. Ghirri nahm im Verlauf der 1970er Jahre tausende von Fotografien überwiegend frontal und in einer spezifischen, verhaltenen Farbigkeit auf. Er entwickelte nicht nur einen einprägsamen Stil, sondern auch ein konzeptuelles Rahmenwerk, um seine Arbeiten zu präsentieren. Ghirri dachte in Serien – wie beispielsweise Paesaggi di cartone (Papplandschaften), 1971–1973, Catalogo (Katalog), 1971–1972, oder Colazione sull’erba (Das Frühstück im Grünen), 1972–1974.
Diese waren zumeist offen angelegt, auch um interessante Neukombinationen aus diesem Fundus nicht auszuschließen. Ebenso konzipierte erdichte, umfassende Bildzyklen wie beispielsweise Atlante, wie auch Bücher und Leporellos. Diese erste Schaffensdekade gipfelte in zwei bedeutsamen Höhepunkten: zum einen in der Publikation Kodachrome im Jahr 1978, eines der exzeptionellsten Fotobücher des Jahrzehnts, und zum anderen in der großen Ausstellung Vera Fotografia in Parma 1979, die Ghirris einzigartiges Œuvre in Form von 14 verschiedenen Projekten und Themen vorstellte. Karte und Gebiet greift die poetische Kartografie dieser bedeutenden Ausstellung aus dem Jahr 1979 auf.
Sie spiegelt Ghirris beständige Faszination für die verschiedenen Repräsentationen der Welt, wie sie sich in Reproduktionen, Bildern, Plakaten, Modellen und Karten offenbaren und als solche bisweilen zeichenhaft inmitten der Stadt oder der Landschaft eingebettet sind. Die Vermittlung jener Erfahrungswerte in Form von Fotografien von einem Italien, das zwischen dem Alten und dem Neuen balancierte, stellte für Ghirri ein unerschöpfliches Erkundungsgebiet dar.
Der Titel Karte und Gebiet folgt in der von James Lingwood kuratierten Ausstellung einer Aussage des Fotografen, die einen Grundgedanken seines Werkes transportiert: „Ich wollte keine FOTOGRAFIEN machen, sondern LANDKARTEN, PLÄNE, die gleichzeitig Fotografien sein sollten.“
Die Ausstellung wird organisiert vom Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid, in Zusammenarbeit mit dem Museum Folkwang, Essen, und der Galerie nationale du Jeu de Paume, Paris.
Text: © 2018 Museum Folkwang, Pressemitteilung
alle Fotos meines Bildberichts finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs unter PhotoAlbum SCHUBLADEN/BEGEGNUNGEN
weitere Informationen finden Sie auf der Zuhause-Seite des Museum Folkwang unter Museum Folkwang – Luigi Ghirri
der WDR hat ein schönes Tondokument zu der Ausstellung WDR 3 – Mosaik