seit 2014
2014 entwickelte Karsten Enderlein die Idee, eine Fotoexpedition entlang des Flusses von der Quelle bis zur Mündung zu unternehmen. Sein Ziel ist, den gewaltigen Wasserweg so abzubilden, wie er ist – sprichwörtlich im Fluss, höchst lebendig, an ganz unterschiedlichen Stellen, mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten. Eines ist jedoch immer gleich: Auf Enderleins Fotografien fließt der Rhein stets horizontal durch das Bild. Konsequent von der rechten Rheinseite aus fotografiert, strömt das Wasser immer von links nach rechts. Enderlein „liest“ den Flussverlauf in gewohnter Lese- und Betrachtungsrichtung. Menschen sieht man keine auf Enderleins Fotografien. Vollkommen absichtlich, denn im Mittelpunkt steht immer der Fluss. Und immer gewährt uns der Fotograf den Blick aufs Wasser.
Anfang 2014 startete Enderlein seine Expeditionen entlang des großen Flusses. Seitdem arbeitet er den Rhein ab – nicht in geografisch ‚korrekter‘ Süd-Nord-Richtung, sondern immer auf der Suche nach spannenden Orten, die Eindruck machen durch spektakuläre Witterungsstimmungen, durch ungewöhnliche Perspektiven auf rheinnahe Bauwerke oder durch natürliche – aber auch von Menschen veränderte – auffällige Uferbeschaffenheiten. Die Vielfältigkeit der rheinischen Flusslandschaften findet sich auf diese Weise in Enderleins Bildern wieder.
Durch Verwendung einer extrem kurzen Brennweite auf seiner Kamera zieht Enderlein uns mit in sein Motiv hinein und gewährt uns so den Panoramablick des Autors. Beim Betrachten lässt er uns den Dialog, den er mit dem Rhein führt, nachvollziehen und so wird es auch für uns eine Begegnung mit der Flusslandschaft, die mehr zu bieten hat als nur das Wasser. Seine unauffällige Provokation sozialer, kultureller und landschaftlicher Assoziationen, sowohl in der Nähe, als auch in der Weite der Motive, gibt dem Betrachter seiner Weitwinkelfotos großen Freiraum für eigene Interpretationen.
Ähnlich wie seine Architekturabbildungen inszeniert der Künstler seine Fotografien sehr präzise und grafisch: Der Fluss stellt das jeweilige linienorientierte Zentrum des Bildes dar, er bewegt sich horizontal hindurch und besticht durch seine glatte und fließende Oberfläche. Gebäude, Brücken und Natur wirken hingegen gewollt statisch. Den „Fließeffekt“ seiner Kompositionen erreicht Enderlein durch zum Teil minutenlange Belichtungszeiten. Hierdurch verschwinden Unebenmäßigkeiten der Wasseroberfläche und Enderlein gelingt ein Tribut an das, was den großen Strom ausmacht – das seit Jahrmillionen immerwährende Fließen des Leben spendenden Elements Wasser.
Gereon Janßen, November 2015
Der RHEIN – von der Quelle in den Alpen bis zur Mündung in die Nordsee

























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