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Ich kommuniziere auf meinem Blog nicht nur eigene Fotoprojekte.
Ich informiere über Fotografie und deren Stellenwert in der Kunst und im Kommerz.

Ich möchte Impulse geben für eine differenzierte Aufmerksamkeit für die Fotografie, einem Jahrhunderte alten Medium in unserer digitalen Gesellschaft.


Seit mehr als fünfzig Jahren beobachte ich Fotografie im öffentlichen Raum – in Museen, in Galerien, auf Kunstmessen, auf Werbeplakaten, auf Foto-Festivals. Welchen Wandel, welche Entwicklung erfährt dieses Medium? Wie verändert sich die Gesellschaft, in der es stattfindet? Wie wechselvoll geht die Gesellschaft mit dem Medium visuelle Kommunikation um? Trotz meiner Voreingenommenheit als Fotoautor, oder gerade deshalb, sind diese Fragen für mich immer wieder spannend, zudem existenziell für mein Wirken und mögliche Antworten immer wieder überraschend. Ich werde das in meinem Fotografenleben weiter beobachten! Ich werde versuchen, Antworten zu finden! Die Fotografie besteht im Wandel der Zeit. Fotografie wird immer ein spektakuläres Medium sein.



GRUND UND BODEN

WIE WIR MITEINANDER LEBEN – Ausstellung der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen im K21 Düsseldorf, bis zum 19. April 2026

Der japanische Künstler SHIMABUKU hinter seiner Installation „Bettfrieden“, zwei Figuren aus Erde von zwei Seiten des Rheins und steinernen Köpfen

Aus der Pressemappe anl. der Ausstellungsvorbesichtigung am 27. Oktober 2025:

Wohnen, Besitzen, Bewahren und Teilen – eine Ausstellung im K21 widmet sich der Frage, wie gerechtes Zusammenleben heute möglich ist.
Mit Werken von: Havîn Al-Sîndy, Maria Thereza Alves, Asche Lützerathi (otherhosted by Sybling – JP Raether & Sarah Friend), Joseph Beuys, AA Bronson, Johannes Büttner, Cercle d’Art des Travailleurs de Plantation Congolaise (Künstlerinnenbund Kongolesischer Plantagenarbeiterinnen, CATPC), Liu Chuang, Simon Denny, Jan Dibbets, Nir Evron, Simone Fattal, Ximena Garrido-Lecca, Jef Geys, Robert Gober, Dor Guez, Andreas Gursky, Christopher Kulendran Thomas, Mierle Laderman Ukeles, Richard Long, Boris Mikhailov, Gordon Matta-Clark, Lutz Mommartz, Grace Ndiritu, Simone Nieweg, Chris Reinecke, Ugo Rondinone, Thomas Ruff, Lin May Saeed, Shimabuku, terra0, Ron Tran, Franz West, Alex Wissel

Die Ausstellung Grund und Boden. Wie wir miteinander leben im K21 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen handelt vom menschlichen Zusammenleben: von Krieg, Vertreibung, Flucht und der Zerstörung der Natur, aber auch von Wiederaufbau und Regeneration, vom Wohnen, Pflanzen, Besitzen und Teilen. Sie lädt ein, Visionen für eine gerechte und nachhaltige Zukunft zu entwerfen. Die Ausstellung erstreckt sich über das gesamte K21 sowie den angrenzenden Ständehauspark und nimmt auch den Boden, auf dem das Museum steht – geografisch wie historisch – in den Blick. Ausgehend von der Parlamentsvergangenheit des Hauses, thematisieren 34 internationale Künstlerinnen und Kollektive unterschiedliche Formen der Verwaltung von Ressourcen – von indigenen Wirtschaftsweisen über kollektives Eigentum bis hin zu utopischen Blockchain-Projekten. Erde, Kohle, Lotusseide, Piniennadeln, Schokolade: Die Ausstellung geht in Material und Form ans Elementare. Sie spricht die Sinne ebenso an wie den Geist. Grund und Boden führt nach Brasilien, Korea, den Kongo, Japan, die USA, China, Peru, Vietnam, den Irak, Sri Lanka, den Nahen Osten und zurück nach Deutschland. Sie spürt den Fantasien libertärer Pionierinnen nach, die ihre eigenen Staaten gründen oder den Mars erobern möchten. Und sie blickt auf eine wichtige Grundlage des industriellen Wohlstands im Rheinland, die Kohle: Gleich mehrere Werke beschäftigen sich mit der Geschichte des Kohlebergbaus. Am letzten Tag führt eine Performance von Asche Lützerathi (umsorgt von JP Raether) nach Hambach, dem größten Braunkohletagebau Europas.

Leitender Kurator K21 Kolja Reichert vor einem Teil der Arbeit „Das Alphabet meiner Mütter und Väter“ von Ugo Rondinone


Selbstverwaltung: Freiheit vor 500 Jahren und heute
Im Zentrum steht die Frage der Selbstverwaltung. Vor 500 Jahren, zu Beginn des Buchdrucks und des Finanzkapitalismus, standen deutsche Bauern gegen Privatisierung und ein immer undurchsichtigeres Geflecht aus Pflichten und Abgaben auf. Alex Wissel befragt das Erbe des deutschen Bauernkriegs in Wandzeichnungen von Bauernprotesten damals und heute. Unter der Glaskuppel des K21 präsentiert Ugo Rondinone hunderte
vergoldete Werkzeuge, die im 19. Jahrhundert von Einwanderer*innen in New York geschnitzt und geschmiedet wurden. Nebenan erläutern in einer Videoinstallation von Maria Thereza Alves indigene Agroforst-Agentinnen, wie sie ohne Unterstützung der brasilianischen Regierung ein Waldgebiet im Amazonas von der Größe Brandenburgs verwalten. Ihre Methoden zeigen, wie Wachstum für alle Lebewesen möglich ist, wenn die Synergien der Natur genutzt werden. Grace Ndiritu lässt die Natur in einem Protestzug aus Tier- und Pflanzenkostümen auftreten. Teppiche zeigen historische Demonstrationen für Land- und für Frauenrechte. Meditationskissen reihen sich um die Abbildung eines Treffens der Artist Placement Group (1966–1989) mit Vertreterinnen aus Düsseldorfer Wirtschaft und Verwaltung 1971 in der Düsseldorfer Kunsthalle.


Ebenfalls in Düsseldorf besetzten im selben Jahr Chris Reinecke und Lutz Mommartz den Gustaf-Gründgens-Platz vor dem Schauspielhaus und demonstrierten gegen von den Politik tolerierten Mietwucher. Mommartz‘ Film „Mietersolidarität“ zeigt eine Ansprache Reineckes gegen Spekulation mit „Grund und Boden“. Neben Reineckes Protestplakaten für die „Mietersolidarität“ werden auch ihre satirischen Entwürfe für selbstgebaute Siedlungen und Beete im Hofgarten gezeigt, der 1769 als erster öffentliche Park Deutschlands eröffnete. Im Ständehauspark wiederum, gegenüber dem K21, baut Havîn Al-Sîndy einen Raum des Lehmhauses neu auf, in dem sie in den Kurdischen Autonomiegebieten im Irak aufwuchs. Lehmhäuser sind eine der ältesten und meistverbreiteten Bauweisen. Sie sind buchstäblich aus dem Boden gebaut, auf dem sie stehen. Ximena Garrido-Lecca verwandelt indes basale Elemente von Hütten, wie sie seit den 1950er Jahren von Binnenflüchtlingen an Perus Küste errichtet wurden, in Skulpturen aus Kupfer – dem Rohstoff, dessen Abbau die Andenbevölkerung verarmen ließ.


Auch Liu Chuang blickt in seiner Dreikanal-Videoinstallation in die Berge, allerdings nach Südostasien, wo Bergvölker nach Jahrtausenden ihre Autonomie verlieren. Chuang vergleicht Bergvölker mit Blockchain-Minerinnen, die auf der Suche nach günstiger Energie mit den Jahreszeiten über das Land ziehen wie Zugvögel. Die Utopie einer Selbstverwaltung ohne Nationalstaat wird auch in einer saalfüllenden Videoinstallation von Christopher Kulendran Thomas entworfen. Angehörige der tamilischen Diaspora fragen hier nach dem Erbe des 2009 niedergeschlagenen tamilischen Unabhängigkeitskriegs in Sri Lanka und nach Alternativen zu den von Identitätsfragen geprägten Konflikten der Gegenwart.

Auf einer ehemaligen Palmölplantage des Unilever-Konzerns im Kongo wird die Utopie der Selbstverwaltung wahr: Hier arbeiten die Autodidaktinnen des Künstlerinnenbundes Kongolesischer Plantagenarbeiterinnen (CATPC) in Skulpturen aus Lehm das Erbe des Kolonialismus auf. Die Skulpturen werden 3D-gescannt, in Schokolade gegossen und auf dem Kunstmarkt verkauft. Vom Erlös haben CATPC bislang 20 Hektar Land renaturiert und ein lokales Museum gebaut. 2024 bespielten CATPC den Pavillon der Niederlande auf der Kunstbiennale von Venedig. Infolge des ersten digitalen Restitutionsversuchs via Blockchain erreichten CATPC die Ausleihe einer Holzfigur der Pende, die 1931 im Zusammenhang mit einem Aufstand gegen belgische Kolonialgewalt in ihrer Nähe entstand, aus dem Kunstmuseum Richmond, Virginia. Die Figur zeigt einen belgischen Offizier und ist ebenfalls in Grund und Boden ausgestellt. In einer handgezeichneten Karte liefern CATPC ein globales Bild von Ausbeutung und Warenströmen.

Annika Schank, Leitung Bildung Kunstsammlung NRW, neben dem Leitenden Kurator Kolja Reichert, Direktorin Susanne Gaensheimer und Janina Stanton-Mohr, Deutsche Postcode Lotterie (v.r.n.l.) vor MedienvertreterInnen

Eine Bilanz von Blockchain in der Kunst

Blockchain-Technologie spielt in vielen Werken eine Rolle. Grund und Boden ist auch eine Bilanz dieser wichtigen Tendenz in der Kunst der letzten 15 Jahre. Es wird deutlich, dass Blockchain zwar neue Ideen kollektiven Eigentums und dezentraler Verwaltung von Gütern hervorbrachte, für deren Realisierung aber inzwischen meist wieder auf staatliche Strukturen zurückgegriffen wird. terra0 etwa verwalten ein Waldbiotop in Brandenburg via Blockchain und deutschem Vereinsrecht und leisteten dafür in Abstimmung mit dem Finanzamt rechtliche Pionierarbeit. Sarah Friend und JP Raether entwerfen mit Sybling eine Sorgegemeinschaft aus Vereinen und GmbHs, die individuelles Eigentum überwinden soll. Simon Denny übersetzt digitale Grundstücksangebote in Metaversen in Landschaftsmalerei. Und Johannes Büttner reist mit der Kamera nach Liberland, einem selbsterklärten Kryptostaat zwischen Serbien und Kroatien, der für 10.000 US-Dollar in Bitcoin einen Pass und ein Stück Land ausgibt. Hier stößt Büttner auf Vereinnahmungen des Freiheitsbegriffs in libertärem Denken, wie es sich in der Krypto-Szene, im Silicon Valley und zuletzt in Regierungen in Argentinien oder den USA breitmacht: Hier bedeutet Freiheit, die Märkte vom Staat zu befreien, auch mit autoritären Mitteln. In einem Gespräch im Katalog vergleichen Büttner, Alex Wissel und die Historikerin Lyndal Roper von der Universität Oxford Freiheitsbegriffe und apokalyptisches Denken zur Zeit des Bauernkriegs und heute.

Kriege damals und heute

Die damals neue Gewaltdimension der Glaubenskriege im 16. Jahrhundert stellte Pieter Brueghel d.Ä. im „Triumph des Todes“ dar, in dem Skelette Menschen jagen. Ein Ausschnitt ist auf einer zwanzig Meter breiten Leinwand nachgemalt, die über der Piazza des K21 hängt. Sie stammt aus Alex Wissels Bühnenbild für die Götz von Berlichingen-Interpretation Eisenfaust des Regisseurs Jan Bonny am Schauspiel Köln (2025) und vervollständigt die oben genannten Wandzeichnungen. Die Szene lässt an heutige Kriege und Terrorangriffe denken. Dor Guez zeigt ein gepresstes Exemplar der Malvensorte Khobiza, die an der Levante wächst und wegen ihres hohen Nährstoffgehalts während Hungersnöten gegessen wird, wie aktuell von Guez‘ Verwandten in Gaza. Boris Mikhailovs Fotografien zeigen die sozialen Verwerfungen in der Ukraine nach der Unabhängigkeit. Und in einem neuen Film von Nir Evron erinnert sich der Boden selbst an die nationalsozialistische Kriegswirtschaft und ihre Experimente mit Ersatzstoffen aus Kohle und dem kasachischen Löwenzahn unter Zwangsarbeit. In alldem strahlen Lin May Saeeds Darstellung der Sieben Schläfer von Ephesos, die von Gott in einen zweihundertjährigen Schlaf versetzt wurden um sie vor der römischen Christenverfolgung zu schützen, eine tiefe Ruhe und Geduld aus. Noch dazu sind hier Tiere und Menschen Teil einer gleichwertigen Gemeinschaft.


Das K21 und seine Geschichte als Volksvertretung

Die Ausstellung überbrückt weitentfernte Lebensrealitäten und verortet sich zugleich bewusst in der Düsseldorfer Wirtschafts- und Kunstgeschichte, mit Künstler*innen wie Havîn Al-Sîndy, Joseph Beuys, Andreas Gursky, Simone Nieweg, Chris Reinecke, Thomas Ruff und Alex Wissel. Sie verortet sich auch bewusst im Ort, an dem sie stattfindet. Das ehemalige Ständehaus am Kaiserteich war das erste gebaute Parlamentsgebäude im Rheinland. Seine historistische Neo-Renaissance-Architektur greift Elemente von vor 500 Jahren auf, der Zeit des Bauernkriegs und der Ausbildung der heutigen Wissens- und Wirtschaftsordnung. 1876 bis 1880 nach Plänen des späteren Berliner Dombaumeisters Julius Raschdorff erbaut, diente das Ständehaus als preußischer Provinziallandtag, in dem
die Ständevertreter regionale Fragen berieten. Von 1949 bis 1988 hatte hier der nordrheinwestfälische Landtag seinen Sitz. 2002 eröffnete das Haus grundsaniert und mit seiner ikonischen Glaskuppel als Museum für internationale Gegenwartskunst der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Es dient zugleich weiterhin als
Repräsentationsgebäude für die Landesregierung.

    Viel Raum für und zwischen zwei Arbeiten Düsseldorfer FotokünstlerInnen: „Kohlfeld“ von Simone Nieweg (links) und „Lützerath, 2023“ von Andreas Gursky

    Alle Fotografien der Ausstellungsvorbesichtigung finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs.

    Alle Informationen zu der Ausstellung finden Sie auf der Zuhause-Seite der Kunstsammlung K21.

    KOLUMBARIUM RHEINKIRCHE DUISBURG-HOMBERG

    FOTOGRAFIEAUSSTELLUNG MIT SVEN KIERST – PLACE TO BE

    Kunstfotografie in der Ruhestätte der besonderen Art

    Die malerische Ästhetik der Fotografien des Düsseldorfer Fotokünstlers Sven Kierst (*1958 in Düsseldorf) müßigten einen Besucher zur Frage, warum er nicht Maler geworden wäre. Darauf antwortete Kierst mit der Kurzbiografie seines Schaffens, in der er seine Nähe zum Medium Fotografie als technisch begreiflicher und nachhaltiger beschrieb. Als Kameramann und Nutznießer der aufregenden Düsseldorfer Musik-, Film- und Kunstszene der Siebzigerjahre suchte er mit der Fotokamera schnell den Weg in die Abstraktion visueller Wirklichkeit. Diesen Anspruch seines Stils perfektionierte er bis heute zu den stark linienorientierten grafischen Bildtafeln, die Betrachtenden viel Raum zur eigenen Interpretation und zum phantasievollen Weiterdenken anregen.

    Sven Kierst und Stefan Schuster (Leiter Kolumbarium und Ausstellungsinitiator) beim Künstlergespräch unter „Place To Be“ von 2019

    Der Leiter Kolumbarium Stefan Schuster hat mit viel Engagement und Feingefühl zahlreiche Veranstaltungen in der Rheinkirche verantwortet. Seine Initiative, Sven Kierst mit einigen seiner Arbeiten nach Homberg zu holen, war eine gute Idee. Schuster festigt damit seinen Anspruch, das Kolumbarium zu einem lebendigen, berührenden und sinnstiftenden Ort zu machen. Das ist ihm mit der jüngst initiierten Ausstellung wiedermal gelungen.

    Die abstrakten Bildmotive von Sven Kierst werden im Kirchenraum des Kolumbariums zu „Fensterbildern“.

    Fenster in Kirchen und Kathedralen sind nicht nur architektonische Elemente für den notwendigen Tageslichteinfall in sakralen Räumen, nicht immer nur Kunstwerke und Touristenattraktionen zeitgenössischer Künstler wie Kiefer, Richter, Lüpertz, Scully oder Elíasson. Der sonnige Lichteinfall durch teilweise farbige Fenster, der sich am Boden der Kirche nachzeichnet und sich dort sekündlich verändert, erinnert und mahnt an die Endlichkeit jeglichen Lebens. Die-Zeit-vergehen sehen macht uns bewusst, dass es Zeit werden kann, Abschied zu nehmen. Das Kolumbarium in Duisburg-Homberg bietet hierfür ausreichend Raum. Kierst’s Fotografien passen sehr gut in diese Atmosphäre. Seine abstrakten Bildmotive aus Licht, welches farbige Flächen und Linien entstehen lässt, unterstreichen die Wirkung der Kirchenfenster und werden teilweise so zu „Fensterbildern“.

    Mehr über Sven Kierst auf seiner Zuhause-Seite. Informationen zum Kolumbarium Rheinkirche hier.

    Alle Bilder der Ausstellungseröffnung in den SCHUBLADEN meines Archivs.


    Alle Fotografien: © 2025 Karsten Enderlein

    WIE MAN LEBT – WO MAN LEBT.

    Dokumentarfotografien von Brigitte Kraemer im Ruhr Museum, Essen – noch bis zum 31.08.2026

    Die Fotografin Brigitte Kraemer neben „Am Rhein-Herne-Kanal 2010“, © 2025 Karsten Enderlein

    Brigitte Kraemer (*09.01.1954 in Hamm) selbst sagt, der Weg von Hamm nach Herne sei nicht weit gewesen. Und dass sie in Herne bis heute geblieben ist, merkt man nicht nur an ihrem Ruhrgebietsdialekt, sondern auch an den rund 200 jetzt im Ruhr Museum präsentierten Fotografien: eine visuelle Bestandsaufnahme typischen Revierlebens mit all seinen Facetten aus viereinhalb Jahrzehnten.

    Brigitte Kraemer erläutert ihre Arbeitsweise vor ihrer „Frauenhaus“-Serie , © 2025 Karsten Enderlein

    1982 schloss sie nach ihrem Studium der Visuellen Kommunikation an der Universität Essen mit einem Semester Fotografie – genauer gesagt Bildjournalistik bei Angela Neuke – ihre Ausbildung ab. Das war die Initialzündung für Brigitte Kraemer, sich fortan als freie Fotografien zu befleißigen. Neben Auftragsarbeiten für verschiedene Verlage arbeitet sie bis heute freie Themen. Da sie, wie sie selber betont, mit offenen Augen durchs Leben geht, mangelt es ihr nicht an Impulsen für fotografische Projekte. Die Titel ihrer Fotoreportagen und ihrer teilweise im Selbstverlag erschienen Fotobücher beschreiben scharf ihre Interessensgebiete: „Frauenhaus – Acht Frauen erzählen“ • „Was fehlt, ist einfach Liebe“ – über obdachlose Mädchen • „Die Droge der Armen“ (Lösungsmittelschnüffler in Berlin-Kreuzberg) • „Pommesbuden im Ruhrgebiet“ • „Der Mann und sein Auto“ • Türkische Gärten im Ruhrgebiet“ • „So nah – so fern“ über Migration im Ruhrgebiet • „Die Hindus von Hamm“ • „Friedensengel“ über das Friedensdorf • „Die Bude“ • „Im guten Glauben“ über Religionsgemeinschaften im Ruhrgebiet • „Frauenhaus Herne“ • „Gott im Pott“ • „An der Schwelle. Leben im Frauenhaus“ • „Das große Warten. Flüchtlinge in Deutschland“ • „Mallorca – eine Insel zwei Gesichter“ • „Ein Stück Heimat. Türkische Gärten im Ruhrgebiet“ • „Camper an Lippe, Rhein und Ruhr“ • „Tango ist eine Diva, die manchmal weint“ • „Gambia – ein kleines Land im großen Afrika“ • „KleinGartenLand. Der deutsche Schrebergarten wird international“ • Angekommen. Neue Heimat Deutschland?“ • „An der Ruhr“ • „Wasserwege“ • und jüngst in Vorbereitung: „Kirmes auf Crange“.

    Im Interview mit dem Fotokünstler Stefan Dolfen im August 2025 gesteht Brigitte Kraemer bescheiden: „Wenn eine gute Situation entsteht, ohne dass ich etwas dazu beitrage, fotografiere ich. Das ist es, was mich an der Fotografie interessiert. Ich inszeniere nicht, das kann ich auch überhaupt nicht. Wenn die Komposition aus der Situation heraus perfekt ist, bin ich begeistert. Dann erzählt das Bild eine eigene Geschichte.“

    v.l. Dr. Thomas Dupke (Kurator), Prof. Heinrich Theodor Grütter (Direktor), Brigitte Kraemer (Fotografin), Stefanie Grebe (ltd. Kuratorin), Giulia Cramm (Kuratorin), © 2025 Karsten Enderlein


    Aus dem Pressetext des Ruhr Museums: Seit den 1980er-Jahren dokumentiert die Fotografin Brigitte Kraemer das Leben im Ruhrgebiet. Die neue Sonderausstellung des Ruhr Museums „Wie man lebt -wo man lebt. Dokumentarfotografien von Brigitte Kraemer“ zeigt rund 200 Fotografien Kraemers aus über 40 Jahren: von Menschen aus dem Revier, in der Freizeit und im Alltag, aber auch in schwierigen Lebenslagen. Alle Fotografien sind geprägt von Brigitte Kraemers unverwechselbarem Stil, der nah und unverstellt ist und von einem ganz besonderen Einfühlungsvermögen zu den Fotografierten zeugt.
    Mit der Ausstellung präsentiert das Ruhr Museum die dritte und vorerst letzte Schau zu den bedeutenden Fotografinnen des Ruhrgebiets. Nach Marga Kingler und Ruth Hallensleben rückt nun Brigitte Kraemer in den Fokus, deren Werk mit Unterstützung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung 2022 als Vorlass in das Fotoarchiv des Museums aufgenommen wurde – eine der größten Erweiterungen der Fotografischen Sammlung in der Geschichte des Hauses.
    Museumsdirektor Prof. Heinrich Theodor Grütter: „Brigitte Kraemer hat den „Ruhri“, den Typus des Ruhrgebietsmenschen fotografisch geschaffen. Sie hat wie kaum eine andere Fotografin die Lebensfreude, aber auch die Herausforderungen der Menschen im Ruhrgebiet über Jahrzehnte im Bild festgehalten. Dass dieses einzigartige Sozialdokument in der Obhut des Ruhr Museums ist, ist ein großer Gewinn – für die Sammlung und für die Region.“

    Alle meine Fotografien der Ausstellungsvorbesichtigung finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs.

    Weitere Detailinformationen zur Ausstellung finden Sie auf der Zuhause-Seite des Ruhr Museums, Essen.

    KÜNSTLERINNEN!

    Von Monjé bis Münter – Ausstellung der Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts im Kunstpalst Düsseldorf bis zum 1. Februar 2026


    Dem Pressetext des Kunstpalst ist folgende Notiz zu entnehmen: Sie kämpften für ihre Ausbildung, für Anerkennung und Sichtbarkeit – und verschwanden dennoch fast vollständig aus der Geschichtsschreibung: Mit der Ausstellung Künstlerinnen! Von Monje bis Münter holt der Kunstpalast über 30 Künstlerinnen zurück ins Licht der Öffentlichkeit. Die Schau gibt Einblick in rund 100 Jahre weiblichen Kunstschaffens in Düsseldorf – einer Stadt, die im 19. Jahrhundert wichtiger Anlaufpunkt für Künstlerinnen aus ganz Europa war, obwohl ihnen die Türen der Kunstakademie verschlossen waren. Die große Sonderausstellung widmet sich – anschließend an ein mehrjähriges Forschungsprojekt – erstmals umfassend den Lebenswegen und Werken jener Frauen, die in dieser Zeit in Düsseldorf künstlerisch tätig waren: Eine (Wieder) Entdeckung, die ein Kapitel der Kunstgeschichte neu schreibt.

    Die Kuratorin und Leiterin des Forschungsprojektes Kathrin DuBois (Foto oben) über den lange überfälligen Perspektivwechsel: „Wir wollten wissen: Welche Frauen waren hier wann aktiv? Wer waren sie und was können wir über ihren Weg in die Kunst herausfinden? Es gab so viele spannende Künstlerinnen, die es wert sind, Beachtung zu finden.“

    Ausstellungsansicht „KÜNSTLERINNEN!“ Kunstpalast Düsseldorf, © 2025 Karsten Enderlein

    Ausstellungsansicht „KÜNSTLERINNEN!“, Milly Steger – „Jephtas Tochter“, 1919/22, Kunstpalast Düsseldorf, © 2025 Karsten Enderlein

    In der Ausstellung vertretene Künstlerinnen: Victoria Åberg I Amalie Bensinger I Fanny Churberg I Mathilde Dietrichson I Alma Erdmann I Ilna Ewers-Wunderwald I Alexandra Frosterus-Såltin I Marta Hegemann I Minna Heeren I Adeline Jaeger I Elisabeth Jerichau-Baumann I Marga Klinckenberg I Benita Koch-Otte I Magda Kröner I Gertrud von Kunowski I Marie Laurencin I Emmy Lischke I Amalia Lindegren I Luise von Martens I Paula Monjé I Gabriele Münter I Emilie Preyer I Sophie Ribbing I Julia Schily-Koppers I Christiane Schreiber I Martel Schwichtenberg I Alwine Schroedters I Hermine Stilke I Milly Steger I Emma Volck I Marie Wiegmann

    Alle meine Fotografien der Ausstellungsvorbesichtigung liegen in den SCHUBLADEN meines Archivs.

    Detailinformationen der Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf sind auf seiner Zuhause-Seite zu finden.

    HANS-PETER FELDMANN – KUNSTAUSSTELLUNG

    Retrospektive des Konzeptkünstlers im Kunstpalast Düsseldorf, noch bis zum 11. Januar 2026

    Vor dem Kunstpalast in Düsseldorf: Ist das Kunst, oder ein Fall für den Staatsschutz? © 2025 Karsten Enderlein

    Was ist Kunst? Wo fängt Kunst an, wo hört sie auf? Wer bestimmt, was Kunst ist? Was macht einen Künstler, eine Künstlerin aus? Hans-Peter Feldmann (* 17. Januar 1941 in Hilden; † 26. Mai 2023 in Düsseldorf), dem exzentrischen aber immer bescheidenen Düsseldorfer, unterstellt niemand, diese Frage wörtlich formuliert zu haben. Ohnedies gab er ungefragt Antworten: jetzt etwa mit 80 Arbeiten in der gezeigten Retrospektive seines Schaffens. Er regt somit Betrachtende an, über Kunst nachzudenken. Nicht selten auf schelmische Art und Weise motivieren seine Fotografien, die übermalten Gemälde, die stilisierten und dekorierten Alltagsgegenstände und nicht zuletzt die raumgreifenden Installationen zur Auseinandersetzung mit Kunst. Das Museum und ihre Kuratorin Felicity Korn haben aus dem umfänglichen Nachlass des Künstlers eine attraktive und äußerst ästhetische Präsentation in den zehn Ausstellungssälen gebaut.

    Kuratorin Felicity Korn zwischen Sarah Wulbrandt (Leitung Presse), links, und Felix Krämer (Generaldirektor Kunstpalast), © 2025 Karsten Enderlein

    Herzstück der Ausstellung bildet das Projekt „100 Jahre“. Das Werk umfasst eine Serie von Schwarzweiß-Fotografien, die 101 Personen im Alter von acht Wochen bis 100 Jahren zeigen, präsentiert in chronologischer Reihenfolge, in der Mitte des Saals mit einem Strauß frischer Blumen. Wie ein Spiegel wirken die jeweiligen Portraits auf die Betrachtenden, weil ich zunächst zu der fotografierten Person meines eigenen Alters zusteuere. Dort gleiche ich dann Äußerlichkeiten mit mir selbst ab und beginne mich und mein persönliches Leben zu reflektieren. Ohne anzufassen, ohne zu steuern erfahre ich so, was heutzutage mit interaktiver musealer Präsentation gemeint sein könnte – und das voll analog! Ja, das schafft Kunst!

    AusstellungsbesucherInnen auf der Suche nach „ihrem Jahrgang“ in Feldmanns Projekt „100 Jahre“, © 2025 Karsten Enderlein

    Aus dem Ausstellungskatalog HANS-PETER FELDMANN– KUNSTAUSSTELLUMG, Walter und Franz König-Verlag, Vorwort von Felicity Korn: (K)eine Biografie –
    In sämtlichen Publikationen, Pressemitteilungen und bei Anfragen beschränkte Hans-Peter Feldmann den Hinweis auf seine Biografie auf das absolute Minimum. Auch seine Galerien folgten diesem Wunsch. Genannt wurden lediglich Geburts­datum und -stadt sowie sein Wirkungsort: ,,*1941 in Hilden. Lebt und arbeitet in Düsseldorf.“ Die üblicherweise aufgelisteten Informationen wie Ausstellungen und Auszeichnungen hielt er für wenig hilfreich – viel interessanter fand er hingegen einen Überblick über seine Lieblingsfilme oder die Erwähnung, dass er Schuhgröße 45 habe und als Kind von einem Heuhaufen gefallen sei. Ebenso skeptisch be­trachtete er die Herangehensweise von Museen, ein zeitlich geordnetes und daher vermeintlich kohärentes Narrativ aus einem künstlerischen Werdegang zu konstru­ieren. Dennoch stimmte er der Idee zu, dass die Retrospektive im Kunstpalast Düsseldorf den Versuch einer historischen Darstellung unternehmen solle. Zum Ende seiner Karriere hin übte die Idee vielleicht sogar einen gewissen Reiz auf ihn aus. Dies legt auch die Veröffentli­chung des Werkverzeichnisses seiner Bücher und Hefte im Jahr 2022 nahe.

    Ausstellungsansicht: Hans-Peter Feldmann „SEESTÜCKE“, © 2025 Karsten Enderlein

    Ausstellungsansicht: Hans-Peter Feldmann, „Brotscheiben“, ca. 2002, © 2025 Karsten Enderlein

    Feldmanns Faszination für Bildwelten bestimmte das Erscheinungsbild seines künstlerischen Schaffens. Und so ist es kein Zufall, dass die Ausstellung im Kunstpalast anmutet wie eine Fotografie-Ausstellung, auch wenn Feldmann sich selbst nicht als Fotograf verstanden hat. Mich als Lichtbildner erfreut das Gesehene umso mehr, weil ich in diesem Zusammenhang den Begriff der Visuellen Kommunikation weiterdenken kann.

    Ausstellungsansicht: Hans-Peter Feldmann „Zollstockhaus“ (ca. 2000) vor „Bücherregal“ (2002, Ausschnitt), © 2025 Karsten Enderlein

    Detailinformationen zur Retrospektive im Kunstpalast finden Sie auf dessen Zuhause-Seite.

    Alle Fotografien der Ausstellungsvorbesichtigung liegen hier in den SCHUBLADEN meines Archivs.

    SEX NOW

    E I N L A D U N G – zur Ausstellung im NRW-Forum Düsseldorf, noch bis zum 3. Mai 2026

    Der scheidende Künstlerische Leiter Alain Bieber in der Installation „Vibrierendes Herzbett“

    Das NRW-Forum Düsseldorf lädt uns ein zur Ausstellung SEX NOW. Zu sehen sind noch bis zum 3. Mai 2026 Arbeiten rund um Sexualität – von feministischen Porno-Filmen über virtuelle Sex-Simulatoren bis hin zu interaktiven Installationen. Leider haben nur Erwachsene aus rechtlichen Gründen Zutritt. Schade! Heranwachsende hätten durchaus ihren aus digitalen Medien genährten sexuellen Erfahrungsraum spielerisch erweitern können. Denn wir sind nicht nur eingeladen auf 12.000 Quadratmetern, in zehn Themenräumen über 400 Exponate zu besichtigen, bestenfalls zu bestaunen – wir sind auch aufgefordert anzufassen, zu lernen, zu fühlen und auszuprobieren.

    Detail der Ausstellungsinstallation

    Wir sollen Lust, Körper und Begehren in all ihrer Komplexität entdecken. Von Latexmode, Möbeldesign, Fotografie und Medienkunst bis hin zu Puppen und Toys finden wir Installationen und Exponate, die uns zeigen, was wir schon immer über Sex wissen wollten. Das alles wurde kuratiert vom Künstlerischen Leiter des NRW-Forums Alain Bieber und Judith Winterhager, in kuratorischer Assistenz.

    Die KuratorInnen Judith Winterhager und Alain Bieber im Interview mit dem WDR


    Alain Bieber im Interview mit dem WDR vor der Arbeit „The Vulva Gallery“

    Die letzte Schau! Für viele überraschend gab Alain Bieber bei der Ausstellungsvorbesichtigung seinen Rücktritt als Künstlerischer Leiter des NRW-Forum Düsseldorf bekannt. Er wird sich nach zehnjähriger Arbeit an der ehemaligen Wirkungsstätte neuen, nicht näher bezeichneten, persönlichen Projekten widmen.

    Viele weitere Informationen, unter anderem über das umfangreiche Begleitprogramm der Ausstellung, findet man auf der Zuhause-Seite des NRW-Forum Düsseldorf.

    Alle Fotos der Ausstellungsvorbesichtigung liegen in den SCHUBLADEN meines Archivs genau hier.

    RUHRTRIENNALE 2025

    Das Festival der Künste vom 21. August bis 21. September 2025

    Auftakt-Pressekonferenz am 13. August

    Auf der Bühne bei der Pressekonferenz, v.l.n.r.: Ivo Van Hove (Intendant der Ruhrtriennale 2024-2026), Krystian Lada (Programmdirektor), Larissa Sirah Herden und Lars Eidinger (beide Hauptrolle „I Dit It My Way“), Serge Aimé Coulibaly (Tänzer und Choreograph) und Stephanie Noak (Pressesprecherin Ruhrtriennale)

    Am 21. August beginnt die zweite Festivalsaison der Ruhrtriennale unter der Intendanz von Ivo Van Hove. Bereits ausverkauft ist die Eröffnungsproduktion I Did It My Way mit der Musik von Nina Simone und Frank Sinatra und mit Lars Eidinger und Larissa Sirah Herden in den Hauptrollen.

    Lars Eidinger, Larissa Sirah Herden und Serge Aimé Coulibaly (vordere Reihe v.l.n.r.)

    I Did It My Way – Ein interdisziplinäres Musiktheater über das Leben nach der Liebe – Inspiriert von der Musik von Nina Simone und Frank Sinatra erzählt I Did It My Way von der Trennung zweier gegensätzlicher Menschen: eines Mannes, der nicht glaubt, dass sich die Liebe verändern kann, und einer Frau, die um jeden Preis an Veränderung glaubt. Sie, eine Schwarze Frau, findet ihre Aufgabe in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und erhebt ihre Stimme in leidenschaftlichem Protest. Er, ein weißer Mann, bleibt in der Kleinstadt Watertown zurück, und mit dem Vertrauten verwachsen, sucht er seinen Sinn in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft. Sie ist beflügelt von ihrem Wandel, er steckt in einem stagnierenden Leben fest. Die Gefühle der beiden entfalten sich ausschließlich durch die Musik – Duette und Soli verweben Liebe und Sehnsucht, Harmonie und Streit, Befreiung und Verlust. I Did It My Way wurde durch zwei amerikanische Musiklegenden inspiriert: Frank Sinatra und Nina Simone. Die aufstrebende Schauspielerin und Sängerin Larissa Sirah Herden (Lary), deren letztes Filmprojekt kürzlich mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, und Lars Eidinger, eines der bekanntesten Gesichter der deutschen Theater- und Filmlandschaft, verkörpern das ungleiche Paar. Sie werden von vier Tänzer:innen und einer swingenden Big Band begleitet.

    Die beiden HaupdarstellerInnen Larissa Sirah Herden und Lars Eidinger freuen sich beim Interview mit der ARD auf die Eröffnungsproduktion am 21. August.


    Alle Fotografien © 2025 Karsten Enderlein – Texte: Pressestelle Ruhrtriennale – Informationen zum umfänglichen Programm der Ruhrtriennale 2025 finden Sie hier. Alle Fotografien der Pressekonferenz finden Sie in der Schublade BEGEGNUNGEN in meinem Archiv (ke SCHUBLADEN – opening time: 8:00 am to 0:00 am CET)

    NORDMEERFAHRT

    Zwischen Wasser und Himmel – Meine Island-Reise 2025

    Mit dem Schiff von Bremerhaven nach Island, drum herum, und wieder zurück. Über das Europäische Nordmeer zwischen Island und Norwegen. Streckenweise bis zu 4000 Meter Wasser unterm Kiel. 1,1 Millionen Quadratkilometer groß. Gut 250 Millionen Jahre alt. Die losen Zahlen machen mir mächtig Eindruck. Gleich hinter der Reling Unmengen von Wasser. Eine Wasserwüste gefüllt mit Wellen, Wellen, Wellen. Selten glatte See. Mein Blick schweift in Unendlichkeiten von Wasser und Himmel, mit und ohne Wolken, mit und ohne Sonne. Und immer wieder Wasser. Und Himmel.

    Nach Tagen umgeben von unendlichen Wassermengen sehe ich Land. Das Schiff legt an. Ich bin Gast in Seydisfjordur, Akureyri und Reykjavik – auf Island, praktisch am Ende der Welt, direkt unterhalb des Polarkreises. Die Angst vor einer Schiffskatastrophe weicht, und ich fühle mich sicher in einer Umgebung mit Vertrautem: Häuser, Wege und auch ein paar Menschen.

    Kontrastreicher konnte meine Augenreise nicht sein. Nach tagelangen Eindrücken von wilder organischer Natur, ohne Struktur, weich und ständig bewegt, jetzt auf einmal geometrische Strenge, statisch, unbewegt, linienorientiert. Nur ein abstraktes Spiel aus Licht und Schatten haucht Leben in die Landschaft. Welch ein Kontrast!

    Fjorde und Buchten und Gebirge geben der Insel ihr Profil. Den zerklüfteten Umrissen stehen lineare Architekturen der Bewohner gegenüber. Diese vermeintlichen Gegensätze verschmelzen zu einem Gesamteindruck. Dem stetigen Wechsel von Wellen und Wolken auf hoher See – jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde ein anderes Bild – stehen jetzt an Land lineare parallele Strukturen aus Beton und Holz und Blech und Glas in mystischer Ruhe gegenüber. Und halten still, stundenlang. Was für ein gewaltiger Eindruck!

    Die Kamera macht aus meiner Augenreise Reisebilder. Mein ausgeprägter Hang zur Geometrie wird durch die stringente Bauweise der Isländer bedient. Selbst die visuelle Nahtstelle zwischen Wasser und Himmel, die Kim, bietet eine ausgesprochen lineare Gerade, die die Naturgewalten nicht trennt, sondern zu einem großen Ganzen verschmelzen lässt.

    Diese Reisebilder werde ich lange im Kopf behalten, und sie werden zur Inspiration für meine nächsten Architektur- und Landschaftfotografien, auch wenn diese dann nicht nach einer beeindruckenden Seefahrt entstehen.

    Alle Fotografien meiner Islandreise sind in den Schubladen meines Archiv hier zu finden.


    Alle Fotografien © 2025 Karsten Enderlein

    Rencontres de la photographie d’Arles


    In den unzähligen Präsentationsorten des traditionellen Fotofestivals in Arles in der Provence ist neben den Arbeiten zum Teil berühmter FotoautorInnen auch eine Arbeit von mir zu sehen. Eine Jury wählte ein Motiv aus meiner umfänglichen Werkgruppe „k.enderlein trifft VINCENT VAN GOGH“, um dieses in der Eröffnungswoche des Festivals neben 40 anderen Fotografien in einer Galerie zu präsentieren.

    Ich freue mich sehr.

    56. Rencontres d’Arles 2025 DISOBEDIENT IMAGES – Ungehorsame Bilder

    Die Zuhause-Seite meines van Gogh-Projektes finden Sie hier. Die Zeitschrift PROFIFOTO bietet Detail-Informationen zu dem Ausstellungsprojekt in Arles.

    SILENT SONG

    Der Niederländische Fotokünstler Chris Keulen präsentiert den Bildband über seine Europa-Reisen

    Chris Keulen präsentiert seinen neuen Bildband „SILENT SONG“ bei der Eröffnung der gleichnamigen Ausstellung im Bureau Europa in Maastricht, Foto: © 2025 Karsten Enderlein

    Mein Freund und Kollege Chris Keulen (*1959 in Heerlen) nutzte letzten Samstag die Ausstellungseröffnung seines Projektes „SILENT SONG“ für die Präsentation seines gleichnamigen Buches. Der niederländische Fotokünstler war in den letzten Jahren niemals auf der Suche nach Bildmotiven, sondern er ließ sich finden von einem Wandel, der das vermeintlich bekannte Europa auf neue Art beschreibt.

    Auch die gerahmten Miniaturen wecken Begehrlickeiten bei den Gästen der Ausstellungseröffnung, Foto: © 2025 Karsten Enderlein

    Chris Keulen war auf seiner Reise auch über die europäische Ostgrenzen hinaus, in Ländern, die uns so sehr vertraut nicht sind, wie unsere üblichen Reiseziele. Und dennoch vernehmen wir bekannte Motive, die uns nicht nur aus den täglichen Nachrichtensendungen bekannt sind. Manchmal fürchten wir, es könnte auch in unserer Nachbarschaft bald so aussehen.

    Die Leiterin des Bureau Europa, Floor van Spaendonck, moderiert die Veranstaltung, Foto: © 2025 Karsten Enderlein

    Chris‘ Fotografien sind größtenteils dunkle, traurige auch schmerzhafte Bilder, die eine Wirklichkeit beschreiben, die trotzdem auch zu unserer persönlichen Wahrheit dazugehört. Wir dürfen eben nicht vergessen, wie die Welt aussieht an Stellen, an die wir selber nicht gerne gehen. Sensibilisiert durch seine Zeitdokumente, die, wie in der Fotografie üblich, vielleicht schon Sekunden nach der Belichtung nicht mehr existieren und sich verändert haben, bleibt die Hoffnung, wir können selber zu einem Wandel mit beitragen, der unser Europa, bestenfalls unsere ganze Welt, wieder ins Gleichgewicht bringt.

    Der übervolle Veranstaltungssaal zwingt die vielen Interessierten auf den Flur, Foto: © 2025 Karsten Enderlein

    Gerade wegen seiner eindringlichen Bilder, die ein gewisses Ungleichgewicht in unserer Gesellschaft vermitteln, spüren wir den Willen, etwas verändern zu müssen. Chris nimmt uns trotz einer gewissen Schwermütigkeit in seinen Fotografien nicht die Hoffnung, dass wir es selbst in die Hand nehmen können, unsere Vorstellungen einer heilen Welt zu verwirklichen. Zu dieser Hoffnung passt ein Lied von Lale Andersen, welches Chris zu seiner Buchpräsentation den Anwesenden einspielte: „Ein Schiff wird kommen“ aus dem Jahre 1960. Handelt doch der Text auch vom Warten und Hoffen eines Mädchens aus Piräus, die ihre Träume erfüllen und ihre Sehnsucht gestillt wissen möchte.

    Frisch gedruckt, soeben fertig, zum Verkauf bereit, Foto: © 2025 Karsten Enderlein

    Die Fotoausstellung ist noch bis zum 25. Mai 2025 in Maastricht zu sehen. Detailinformationen finden Sie auf der Zuhause-Seite des Bureau Europa.

    Das Buch SILENT SONG erscheint im Eigenverlag, Informationen dazu bitte auf der Zuhause-Seite von Chris Keulen.

    Alle meine Fotografien der Ausstellungseröffnung und der Buchpräsentation in Maastricht finden Sie in den SCHUBLADEN meine Archivs genau hier.

    PALASTBLÜHEN

    Florale Meisterstücke im Kunstpalast Düsseldorf nur für 10 Tage

    Das stilisierte Farbspektrum an der Wand im Gemälde „15 systematische Farbreihen mit blauem Zentrum“ des Schweizer Künstlers Richard Paul Lohse aus den Jahren 1950/1967 wird durch das inszenierte Blumenarrangement aufgegriffen.

    Vom 21. bis 30. März 2025 kann man im Düsseldorfer Kunstpalast den Frühling riechen: nasenbetäubender Duft erfüllt die großzügigen Räumlichkeiten des Museums, in denen in pfiffigen Arrangements 27 blumige Kreationen den Exponaten der Sammlung gegenüber stehen. Das frühlingshafte Wetter vor den Türen des Kunstpalast passt gut zum Rundgang durch die Räume. Seit Jahrhunderten bedient die Malerei das Genre der Blumenstillleben und erfreut Betrachtende mit zeitlosen farbenprächtigen Darstellungen in der Kunst. Doch erst zum zweiten Mal interpretieren Düsseldorfer FloristInnen mit ihren Blumenkreationen die Kunstwerke auf ganz unkonventionelle Art, „…. und das ist bundesweit einmalig!“ freut sich der Generaldirektor Kunstplast Felix Krämer. Die Sprache der Farbe ist international und beschallt so für alle verständlich das Innere der monochromen Backsteinarchitektur des Museums. Ein echter Genuß für alle Sinne, natürlich nur für kurze Zeit.


    Alle Fotografien: © 2025 Karsten Enderlein, die komplette Bilderauswahl der Ausstellungsvorbesichtigung finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs hier.

    Weitere Informationen zum Kunstpalast finden Sie auf seiner Zuhause-Seite.

    CHAGALL

    Die frühen Jahre – Große Marc Chagall Ausstellung im K20

    Ich erinnere mich gut an die Bilder in den Lesefibeln meiner Unterstufen-Schulzeit: die dort abgebildeten Bilder eines Marc Chagall machten großen Eindruck auf mich. Laute klare Farben und unzählige figürliche Detailmotive in den Abbildungen zwischen den Lesestücken weckten nicht nur höchste Aufmerksamkeit bei mir, sondern bewegten mich obendrein zu Phantasiereisen abseits des schulischen Alltags. Ich möchte das heute keinem Schulbuchverlag wirklich vorwerfen, aber mein Interesse für die Gemäldeabbildungen könnte durchaus ursächlich für meinen Unmut gewesen sein, die dazwischen befindlichen Texte zu lesen, wie es mein Deutschlehrer damals aus gut gemeinten pädagogischen Gründen gefordert hatte. Heute erfahre ich nun in der Düsseldorfer Präsentation ein Wiedersehen mit den wunderbaren Motiven Marc Chagalls aus meiner Lesefibel von damals. Die großformatigen Originalgemälde üben jetzt eine noch größere Faszination auf mich aus.

    Susanne Gaensheimer (rechts), Direktorin Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, auf dem Weg in die Ausstellung mit Susanne Fernandes-Silva, Leitung Kommunikation

    An dieser Stelle finden Sie Auszüge aus dem Pressetext des Museums: Der russisch-französische Maler Marc Chagall ist ein Ausnahmetalent der Moderne und zählt zu den wichtigsten Künstler*innen des 20. Jahrhunderts. Seine fantastisch-poetischen Bildwelten und deren Motive sind bis heute rätselhaft, deren intensive Farbigkeit außergewöhnlich.
    Die Ausstellung im K20 zeigt vom 15. März bis 20. August 2025 rund 120 Gemälde und Papierarbeiten aus allen Schaffenszeiten des Künstlers. Ein Schwerpunkt liegt auf den frühen Arbeiten, die zwischen 1910 und 1923 entstanden sind. Deutlich zeigen sich hier die Einflüsse der Avantgarden auf das Werk Chagalls aber auch die gesellschaftskritische und bisweilen dunkle Seite seines Werks. Die Ausstellung veranschaulicht zudem die Entwicklung des Künstlers und seiner Motive bis in die 1980er Jahre, in denen er mit der leuchtenden Farbigkeit seiner Bilder ein breites Publikum begeisterte.

    Marc Chagall (geb. 1887 in Witebsk, Russisches Kaiserreich, heute Belarus – gest. 1985 in Saint-Paul-de-Vence, Frankreich) kommt 1911 mit 23 Jahren nach Paris. Wie viele seiner Künstlerkolleginnen ist er mittellos, spricht kaum Französisch und ist überwältigt von der Modernität und Energie der Stadt. Anders als in anderen europäischen Ländern, wurden Juden in Frankreich ab dem Jahr 1791 als freie Bürger anerkannt. Das zog viele jüdische Künstlerinnen nach Paris, um dort zu leben und zu arbeiten und sich frei in der Kunst auszudrücken. Dennoch waren sie im Alltag mit Ausgrenzung und Diskriminierung konfrontiert. Chagall findet, anders als die meisten Immigrant*innen, nach kurzer Zeit Zugang zu den Pariser Zirkeln der künstlerischen und literarischen Avantgarde und wird Teil einer eingeschworenen Freundesclique, die sich gegenseitig unterstützt. Deren Kern bilden die Literaten und Kunstkritiker Guillaume Apollinaire, Blaise Cendrars und Ludwig Rubiner, der Filmtheoretiker Ricciotto Canudo und die Künstlerinnen Robert und Sonia Delaunay, Fernand Léger und einige andere. Auch Herwarth Walden, der Berliner Galerist und Herausgeber der Zeitschrift Der Sturm, ist Mitglied dieses Kreises. Er zeigt 1913 Werke des noch unbekannten Chagall im Ersten Deutschen Herbstsalon und ermöglicht ihm 1914 seine erste große Einzelausstellung überhaupt. Worin begründet sich Chagalls früher Erfolg? Wie viele junge Künstlerinnen experimentiert auch er mit den Stilen der westlichen Avantgarde. Das Besondere ist, dass er Fauvismus und Kubismus mit jüdischen Motiven und osteuropäischer Folklore verbindet. Daraus entspringt eine aus dem Erleben begründete surreale Motivwelt – das verschafft Chagall ein Alleinstellungsmerkmal in seiner Zeit. Schwebende Menschen und Tiere, Geiger auf Dächern, Riesen, Winzlinge und Mischwesen bevölkern seine stets in überwältigender Farbigkeit gestalteten Kompositionen. Das ist „surnaturel“ (übernatürlich), so schwärmt der Schriftsteller Guillaume Apollinaire beim ersten Besuch in Chagalls Atelier. Innerhalb von nur vier Jahren hat sich Chagall einen unverkennbaren Stil erarbeitet. Doch die fremden Welten, die Chagall entwirft, sind keineswegs nur poetisch aufgeladene Märchen, sondern enthalten scharfe Kritik an den gesellschaftlichen Bedingungen seiner Zeit.

    Der voll besetzte Saal bei der Ausstellungsvorbesichtigung für MedienvertreterInnen verspricht geduldiges Schlangesstehen beim Besuch der Ausstellung. Aber es lohnt!


    Marc Chagall reflektiert zeitlebens seine Herkunft. Vor allem in den frühen Werken thematisiert er die Kindheit und Jugend in der Begrenztheit des jüdischen Viertels in Witebsk. Die Kleinstadt mit ihren eng gedrängten Häusern und dem markanten Kirchturm ist ein oft verwendetes Motiv. Bilder wie Sabbath, 1911, Das gelbe Zimmer, 1911, Russland, den Eseln und den Anderen, 1911, und Golgatha (Die Kreuzigung), 1912, erzählen Geschichten vom jüdischen Alltag, den Festen und Gebräuchen, von Liebe und Lust, aber auch Ritualmordbeschuldigungen und Pogromen, die Chagall 1905 in Witebsk erleben musste.
    Nach der Ausstellung in der Sturm-Galerie in Berlin, reist Chagall im Sommer 1914 weiter nach Witebsk. Geplant ist ein kurzer Aufenthalt, doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindert die Rückreise nach Paris. Acht Jahre bleibt er in Russland, wohnt wechselweise in St. Petersburg, Witebsk und Moskau. Durch die Heirat mit Bella Rosenfeld erhält Chagalls Kunst neue Impulse: Das Glück der Zweisamkeit wird zu einem zentralen Motiv.
    Zugleich greift er auf vertraute Themen zurück: Er malt die Eltern und Geschwister; in diversen Selbstporträts hinterfragt er seine Situation. Malerische Experimente wagt er nur bei Landschaften und Liebespaarmotiven.

    Die Werke Marc Chagalls begeistern auch die Jugend – und das ganz OHNE Smartphones.

    Die Versprechen der Oktoberrevolution von 1917 wecken zunächst Chagalls Enthusiasmus. Er wird 1918 zum Kommissar für die schönen Künste der Region Witebskernannt, gründet eine Kunsthochschule und wird dessen Leiter. Er lädt namhafte Künstler, wie El Lissitzky und Kasimir Malewitsch als Lehrer ein. Ihre unterschiedlichen
    Kunstauffassungen führen jedoch zu Streitigkeiten. Besonders mit Malewitsch, der für den Suprematismus steht – also für die „abstrakte, reine Malerei“ – gibt es Diskussionen über das Verständnis von revolutionärer Kunst. Als Chagalls Studenten zu Malewitsch wechseln, verlässt Chagall die Akademie und zieht nach Moskau. Die Ausstellung im K20 präsentiert eine Reihe außergewöhnlicher Papierarbeiten, die zeigt, wie Chagall trotzdem über Jahre
    hinweg mit abstrakten Kompositionen experimentiert.


    Chagall kehrt 1922 zunächst nach Berlin und 1923 nach Paris zurück. Er muss feststellen, dass seine zurückgelassenen Werke verkauft oder zerstört sind. Er beginnt, Neufassungen zu malen und begeistert damit Sammlerinnen und Galeristinnen. Erstmals kann er in den 1920er und 1930er Jahren ein unbeschwertes Leben führen. Eine neue Leichtigkeit und ein transparenter Farbauftrag finden Einzug in seine Bilder. Motive aus Witebsk stehen neben neuen, in Frankreich gewonnenen Eindrücken. Eine Einladung der Surrealist*innen, sich ihrer Gruppe anzuschließen, lehnt er ab.
    Fortan lässt sich bei Chagall kaum mehr eine chronologisch fassbare stilistische Entwicklung feststellen. Er wiederholt Bildmotive und Themen, schafft dafür neue Kontexte und greift mit der Anlehnung an ein Sujet auch auf frühere Stilstufen zurück.
    1941 emigriert Chagall nach New York. Erst 1948 kehrt er nach Frankreich zurück. Seinen herausragenden Status als Künstler hat er längst international manifestiert – durch zahlreiche Ausstellungen und Großaufträge für Glasfenster und Dekorationsarbeiten in Theater- und Opernhäusern. Auch in den späten Werken der 1960er bis 1980er Jahre
    reagiert er sensibel auf gesellschaftliche Entwicklungen und das Weltgeschehen insgesamt. Witebsk und Paris werden zunehmend zu Sehnsuchtsorten und Christus, der gekreuzigte Jude, zum Sinnbild des Leidens.
    Ausgangspunkt und Anlass der Ausstellung sind drei Gemälde von Marc Chagall, die vor dem Ersten Weltkrieg in Paris entstanden sind und sich im Besitz der Kunstsammlung befinden. Es handelt sich um die Arbeiten Selbstbildnis, 1909, Der Geigenspieler, 1911-1914, und Rabbiner mit Zitrone (Festtag), 1914; alle drei Gemälde dürfen zu den frühen Hauptwerken des Künstlers gezählt werden.

    SIE HABEN POST – aus Eindhoven: Das Van Abbemuseum in Eindhoven hatte zur Ausstellungseröffnung gerade noch rechtzeitig sein Werk von Chagall „Homage an Apollinaire (Adam und Eva)“ von 1911/12 angeliefert. Es musste jetzt nur noch ausgepackt werden.

    36 namentlich genannte Leihgeber verzeichnet der umfängliche und großartig sortierte Katalog zu beiden Ausstellungen in Wien und Düsseldorf. Unter ihnen renommierte Museen wie das Centre Pompidou Paris, die Finnish National Gallery, Helsinki, die Hamburger Kunsthalle, das Kunstmuseum Basel, The Metropolitan Museum of Art, New York, Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid, The Museum of Modern Art, New York, das Städel Museum, Frankfurt, die Tate Gallery of Modern Art, London, das Tel Aviv Museum of Art und das Van Abbemuseum, Eindhoven. Eine herausfordernde Organisation der Überzeugungsarbeit und der Logistik muss notwendig gewesen sein, um so viele Leihgaben im Düsseldorfer K20 für die Ausstellung präsentieren zu können. Gelohnt hat es allemal.

    Die Kuratorin Susanne Meyer-Büser ist gleichermaßen Mitherausgeberin des Katalogs.

    Die Kuratorin Susanne Meyer-Büser (rechts) mit Susanne Gaensheimer, Direktorin Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen

    Alle Fotografien: © 2025 Karsten Enderlein

    Alle Fotos der Ausstellungsvorbesichtigung sind in den SCHUBLADEN meines Archivs hier zu sehen.

    Alle Informationen zur Chagall Ausstellung finden Sie auf der Zuhause-Seite des K20.

    RUTH HALLENSLEBEN

    Bilder im Auftrag. Fotografien von Ruth Hallensleben 1931-1973 – Ausstellung im Ruhr Museum in Essen

    Das Kuratoren-Team mit Museumsdirektor Heinrich Theodor Grütter, v.l.n.r.: Thomas Morlang, Giulia Cramm, Stefanie Grebe, Prof. H.T. Grütter und Dr. Thomas Dupke

    120 Originalabzüge und neu angefertigte Reprints zeigt die Galerieausstellung im Ruhr Museum Essen von der Industriefotografien Ruth Hallensleben (*1898 – †1977, geb. und gest. in Köln). Aus dem Fundus des Museums, der insgesamt 38.000 Negative und 1.500 Abzüge der Fotoautorin umfasst, sind noch bis zum 24.08.2025 nicht nur die Auftragsarbeiten aus der Schwerindustrie, sondern auch Motive aus den Bereichen Architektur, Landschaft, Reise, Portrait und Werbung zu sehen. Die Motive stammen aus dem Schaffenszeitraum zwischen 1931 und 1973.


    Werkszeitschriften der Auftraggeber, vornehmlich aus dem Ruhrgebiet, werden als Belegexemplare in Vitrinen der Ausstellung ebenfalls präsentiert. Sie verdeutlichen den Kommunikationsbedarf und -stil der damaligen Zeit. Im Bereich der (Schwer-) Industriefotografie war Hallensleben als Frau damals eine absolute Ausnahme. Diesen Zustand belegen allerdings noch heute meine Internet-Recherchen nach Industriefotografie-Studios. Da hat sich meiner Beobachtung nach und zu meinem Bedauern immer noch nicht viel geändert. In der Fotoabteilung des Unternehmens, in dem ich selbst von 1975 bis 2014 als Fotograf tätig war, haben wir erst in den 90er-Jahren weibliche Fotografie-Auszubildene eingestellt. Dass es im Betrieb keine Damentoiletten gab, war zumeist die fadenscheinige Erklärung für diese vorurteilige Auffassung. Lediglich das Labor und die spätere Postproduktion waren bis auf eine Ausnahme in den späten 80er-Jahren in unserem Team weiblich besetzt. Den gegenüber den Fotografen schlechtere Bezahlung der Frauen erschwerte obendrein den Wunsch, als Fotografin in der Schwerindustrie zu arbeiten.


    Obwohl der opulente, die Ausstellung begleitende Katalog zu diesem Thema eine andere Interpretation artikuliert, nämlich dass Hallensleben ausschließlich aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz bei den ausnahmslos männlichen Auftraggebern hohe Anerkennung erhielt, lässt mich dennoch ahnen, dass es durchaus auch glaubwürdig ist anzunehmen, dass die „Barone“ der Stahlindustrie ein höheres Maß an Vergnüglichkeit bei der Arbeit mit der Fotografin erfuhren, als mit ihren männlichen Kollegen. In meinem Fotografenleben habe ich diese Erfahrung bis weit in die Nullerjahre immer wieder machen dürfen. Damit spreche ich keineswegs der Fotografin Hallensleben ihre fachliche Expertise ab. Die ist deutlich in ihren Bildern zu lesen. Wir sehen durchgängig kontrastreiche, formalästhetische, lineare Bildmotive, die die nicht immer attraktiven Produktionsbetriebe geradezu als Orte der Anmut erscheinen lassen. Das zu vermitteln war ohnedies im Sinne ihrer Auftraggeber.

    Das KuratorInnen-Team mit Stefanie Grebe, Dr. Thomas Dupke, Thomas Morlang und Giulia Cramm hat den 240-seitigen Katalog professionell historisch sowie fachlich sehr kurzweilig gestaltet. Zwei Jahre hat das Team intensiv an der Präsentation gearbeitet. Das lohnenswerte Ergebnis ist noch bis zum 24. August dieses Jahres in der Galerie auf der 21-Meter-Ebene des Ruhr Museum zu besehen.

    Eingang zur Galerieausstellung im Ruhr Museum auf der 21-Meter-Ebene

    Alle Bilder der Ausstellungsvorbesichtigung finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs hier.

    Der empfehlenswerte umfangreiche Katalog ist im Museum für € 29,95 erhältlich. Weitere Information zur Ausstellung finden Sie auf der Zuhause-Seite des Ruhr Museum.

    ICH WAR IM MUSEUM

    69 Selbstportraits von Annegret Soltau, vernäht mit ihrer persönlichen Suche nach ihrem Vater und ihrer Identität – Eine großartige Präsentation im MUSEUM GOCH noch bis zum 30.03.2025.

    Einen Beleg für meinen Besuch im Museum erhielt ich im Museumsshop. © 2025 Karsten Enderlein

    Inspiriert durch einen Bericht über die Ausstellung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Samstag, 11. Januar 2025, machte ich mich spontan auf den Weg in den Norden meiner Heimat, den Niederrhein. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt hielt der niederrheinische Nebel sich hartnäckig den ganzen Tag über. Mein Ziel war die Stadt Goch, eine im Stadtkern über zwanzigtausend Einwohner zählende Gemeinde, kurz vor der Landesgrenze zu den Niederlanden. Wie unser Rheinstrom führte auch die Niers, die sich fließend durch Goch schlängelt, ein beeindruckendes Hochwasser. Unmittelbar an der Niers liegt das Museum Goch.

    Unmittelbar an der Niers gelegen vermittelt das Umfeld des Museums die typische niederrheinische Landschaft © 2025 Karsten Enderlein

    Das Museum Goch zeigt noch bis zum 30. März die sehr persönliche und beeindruckende Arbeit der Künstlerin Annegret Soltau. Kurz nach dem Krieg 1944 in Lüneburg geboren wuchs sie als uneheliches Kind bei ihrer Großmutter in der Elbmarsch bei Hamburg auf. Über ihren leiblichen Vater erfuhr die in Darmstadt lebende Künstlerin auch von ihrer Mutter nichts. Ihre sie immer begleitende Frage, wer er war, motivierte sie zur Suche nach ihm. Ihre seit 1988 gesammelten Korrespondenzen mit verschiedensten Institutionen und Behörden verarbeitete sie zusammen mit zahlreichen Dokumenten letztlich in der jetzt präsentierten Arbeit.

    Ausstellungsansicht im Ergeschoss © 2025 Karsten Enderlein

    Als Ausgangsmaterial für meine künstlerische Arbeit“ erklärte Annegret Soltau 2010, „verwende ich die Dokumente meiner jahrelangen, erfolglosen Suche nach meinem verschollenen Vater. Die Arbeit besteht bisher aus 69 Selbstportraits. In meinem Gesicht habe ich die Original-Briefe der Behörden z.B. Rotes Kreuz, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. oder Deutsche Dienststelle für Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von gefallenen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht eingenäht. Somit wird meinen Selbstportraits die ungelöste Schicksalsgeschichte infolge des 2. Weltkriegs förmlich ins Gesicht geschrieben, aber diese förmlichen Antwortschreiben bleiben wie eine leere Stelle in meinem Gesicht, wie ein weißer Fleck.“ – Galerie Anita Beckers, Portfolio Annegret Soltau, Frankfurt a.M. 2010

    Ausstellungsansicht im Ergeschoss © 2025 Karsten Enderlein

    In den 1970er Jahren entwickelte Annegret Soltau unter dem Eindruck ihrer Arbeitserfahrungen bei einem Unfallarzt die Technik der Fotovernähung. Mittels der Werkzeuge einer Chirurgin operiert sie an den Verletzungen, die sie zuvor den Fotografien durch Zerreißen zugefügt hat. Das Nähen ist als Heilungsprozess zu verstehen. Im Gegensatz zur Collage durchdringt der Faden die verschiedenen Schichten und schafft eine dauerhafte, buchstäblich ins Fleisch gestochene Verbindung. Die Serie „Vatersuche“ ist ein Beispiel für diese Technik. Als einzige materielle Spuren der Existenz ihres Vaters vernäht sie die Dokumente, die sie auf ihrer Suche gesammelt hat, und zeichnet so das unsichtbare Band zu ihm nach.

    Im Foyer des Museum Goch © 2025 Karsten Enderlein

    Annegret Soltau nimmt uns durch ihre Arbeit nicht nur mit auf ihre persönliche Suche nach ihrem Vater. Wir spüren geradezu auch ihre Schmerzen nach, die durch vaterloses Aufwachsen verursacht werden, und den Aufwand, den es bedarf, Antworten zu finden auf die Fragen nach der eigenen Herkunft und der daraus resultierenden Identität.

    Meine kleine Reise an den Niederrhein in das Museum Goch war eine äußerst beseelende kurzweilige Erfahrung. Es war auch eine Reise in meine eigene Vergangenheit, vermittelt durch die vertrauten Bilder der grauen Nebel über den winterlichen Wiesen und Wäldern. Und nicht zuletzt: ich war im Museum.

    Ausstellungsansicht im Ergeschoss © 2025 Karsten Enderlein

    Alle Bilder meines Besuchs im Museum Goch finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs genau hier.

    Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Museum Goch gibt es hier.

    L I C H T B L I C K E für 2 0 2 5

    Weihnachten ist das Fest der Hoffnung und des Lichts

    Der Himmel über Düsseldorf, Weihnachten 2024, © 2024 Karsten Enderlein

    „Jede Sekunde fusionieren rund
    600 Millionen Tonnen Wasserstoff
    zu 596 Millionen Tonnen Helium,
    und der Massenunterschied von
    4 Millionen Tonnen wird als Energie
    freigesetzt und sorgt dafür,
    dass die Sonne scheint.“

    aus „Die Sonne – Eine Entdeckung“
    von Sibylle Anderl und Claus Leggewie,
    Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2024


    Sehen wir die Sonne nicht, ist sie nicht weg, sie scheint dann nur woanders.

    Ich wünsche allen LeserInnen LICHTBLICKE für das Jahr 2025

    BILDER LESEN LERNEN

    In jüngster Vergangenheit wurde eine Vielzahl von Bildern veröffentlicht, welche die Zerstörung und ihre Auswirkungen in der Ukraine sowie im Gazastreifen dokumentieren. In diesen Regionen wird ein technisch hoch effektiver und grauenvoller Vernichtungskrieg geführt. Die massive Bildberichterstattung im Internet und in den Medien, geradezu in Echtzeit, gewährleistet eine permanente Präsenz in unserem Bewusstsein. Aufgrund der Vertrautheit mit Bildern, die seit der Erfindung der Fotografie in unser kollektives Gedächtnis übergegangen sind, sowie der Kenntnis ihrer Hintergründe, verbinden wir mit ihnen Assoziationen von Krieg, Vernichtung, Tod, Elend, Flucht, Hunger und Verzweiflung. Lässt uns der Blick auf ein zerstörtes Haus durch einen Zaun dann unberührt? Obgleich die Kenntnis darüber vorhanden ist, dass es sich um den Abriss eines asbestverseuchten Bürogebäudes handelt, an dessen Stelle bald ein neues, schöneres Hochhaus errichtet werden wird, wird dennoch unmittelbar eine Assoziation mit Krieg evoziert. Und das, was auf dem Bild durch den Zaun verborgen bleibt, denken wir hier weiter mit Hilfe eigener Erinnerungen an die zahllosen Bilder von zerstörten Städten und Häusern.

    Destruktion in Düsseldorf, im Dezember 2024

    Bilder lesen lernen heißt am Beispiel dieser Fotografie, dass ich für mein Bildverstehen meine bereits gelernten, wenn auch subjektiven Wahrheiten immer wieder mit dem Gesehenen abgleichen muss, um die Sprache der Fotografie zu verstehen. So begreife ich, was die FotoautorInnen, die hinter den unzähligen kommunizierten Bildern stehen, die ich täglich wahrnehmen kann, mir mitteilen wollen. Bestenfalls lerne ich aber auch, manipulative visuelle Fehlinformationen, irritierende Bildmontagen und Bilder aus ursprünglich anderen Zusammenhängen besser von authentischen Motiven und Hintergründen zu unterscheiden. In sich einer gravierend verändernden Medienkultur der heutigen Zeit bin ich gut beraten, immer wieder aufs Neue die Sprache der Fotografie entsprechend zeitgemäß zu übersetzen.

    Mehr ?Kriegsbilder in den SCHUBLADEN meines Archivs finden Sie hier.

    ZEIT FÜR EINEN CHRISTBAUM

    Wer meine fotografische Arbeit beobachtet, wird nachvollziehen, warum ich mich vor dem Hintergrund der Werke der britischen Künstlerin Sarah Morris so wohl und motiviert fühle: kräftige und klare Farben, Architekturfragmente, hochglänzende Oberflächen, das Überschreiten von Grenzen der Abstraktion, strengste Geometrie, stringente Konzeption, Raster, das alles sehe ich in den Bildern, mit denen die in New York lebende Künstlerin ihre Werke für mich höchst attraktiv macht. Und ich beginne beim Betrachten sofort, Linien, Formen und Farben im Kopf in Fotografien zu verwandeln und suche mit der Kamera nach einem virtuellen Gitternetz, in das mein Bild hinein passen soll.

    Fotografie: © 2024 mARTina – Martina Enderlein

    Und dann ist da plötzlich meine Assoziation zu einem emotionalen und melancholischen Motiv, dass ich in Sarah Morris‘ Bild wiederfinde: Ein abstrahierter Stadtplan mit Hotspots für neugierige Touristen New Yorks in Form eines Christbaums mit bunten Kugeln. Oh ja, ich erinnere mich, bald weihnachtet es wieder sehr.

    Mehr von Sarah Morris im Kunstmusem Krefeld finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs.

    DER MARKT IN ARLES

    Bildbericht vom Arlenser Markt im Juni 2024 – Eine fotografische Fingerübung.

    Selbst auf dem Wochenmarkt in Arles erfahre ich die höhere Intensität der Farben in mediterraner Umgebung, wie sie Vincent van Gogh schon über 130 Jahre zuvor wahrgenommen hatte. Dass ich als Lichtbildner van Goghs visionäre Sehweisen heute noch nachvollziehen darf, erfüllt mich mit Demut und ein wenig Stolz.

    LICHT UND SCHATTEN

    Die Ausstellungsreihe „Made in Düsseldorf“ der Stadtsparkasse Düsseldorf in Kooperation mit dem NRW-Forum präsentiert Arbeiten von Janice Guy, Martina Sauter, Elger Esser, Anna Vogel, Eileen Quinlan und Frauke Dannert – noch bis zum 27. Oktober im NRW-Forum in Düsseldorf.

    Vor zwei Arbeiten von Anna Vogel (hinten links) und drei von Elger Esser und vor der Eröffnung ihrer Ausstellung wartet die Kuratorin der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf Katharina Wettwer auf zahlreiche interessierte Fotografie-LiebhaberInnen, Foto: © 2024 Karsten Enderlein

    Ausstellungsvorbesichtigung für MedienvertreterInnen im NRW Forum Düsseldorf am 12. September 2024 um 11:00 Uhr, pünktlich zum bundesweiten Alarmgeschrille der örtlichen Sirenen und zahlloser Handys in den Taschen der BerichterstatterInnen in der Rotunde des NRW-Forums! Ich war pünktlich, hatte aber meine Hausaufgaben nicht gemacht, wusste also nicht genau, was ich erwarten konnte, und so war ich gespannt auf die Präsentation von „SUPERHEROES“. Und in der lernte ich viel über SuperheldInnen, Batman, Joker, Manga und Anime, und erfuhr eine Schau in insgesamt elf Themenbereichen in einer Vielfalt eines Genres, das mir bis dahin wenig bekannt war. Über 1.600 Exponate hatte der Kurator der Ausstellung und künstlerische Leiter des NRW-Forum Alain Bieber mit seinem Team in eineinhalb Jahren von privaten SammlerInnen zusammengetragen und wirkungsvoll im Erdgeschoss des Hauses zu einer Blockbuster-Ausstellung dekoriert. Und in der kracht es nicht nur für Hardcore-Fans kreischbunt – auch für Nichtexperten, wie mich, lohnt durchaus ein Besuch (vom 13. September 2024 bis 11. Mai 2025).


    Nach meiner Vorbesichtigung von „SUPERHEROES“ mit der Kamera freute ich mich dann auf die Fotografie-Ausstellung im Obergeschoss des Backsteingebäudes am Ehrenhof: „LICHT UND SCHATTEN“. Umschalten im Kopf war jetzt angesagt: Nach schrillen und bunten und lauten Impulsen galt es, mich einzustellen auf grafische und monochrome und leise Seherlebnisse, die obendrein großzügig sparsam die Wände der Museumsgalerie zieren. Das gelang mir schnell, nicht zuletzt weil der Saal bis auf die Kuratorin Katharina Wettwer menschenleer war. Die Arbeiten von sechs FotokünstlerInnen hat die Kuratorin aus dem Fundus der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf ausgewählt und vor dem Hintergrund „technischer Grenzen und Möglichkeiten der Fotografie“ zusammengeführt. So erinnern die verschiedenen Materialien der Exponate nicht zufällig auch an die Anfänge der Fotografie, wirken aber auch im mittlerweile digitalen Zeitalter wirksam und nachhaltig: Silbergelantineabzüge, Sofortbilder, Heliogravuren auf Büttenpapier, Pigmentprints mit MDF-Rahmung, Handabzüge, Barytpapiere – vielleicht auch für jüngere BesucherInnen erklärungsbedürftig so ein Begriff wie „Mehrfachbelichtung“. Zwischen 1977 und 2021 entstanden die Arbeiten von Janice Guy, Martina Sauter, Elger Esser, Anna Vogel, Eileen Quinlan und Frauke Dannert, die mich alle bekannten Filter meiner Digitalkameras und Nachbearbeitungssoftware vergessen ließen. Fast eine kleine Reise zu den Anfängen zumindest aber in die Vergangenheit der Fotografie, wo Licht und Schatten die Hauptbestandteile kreativer LichtbildnerInnen waren. Unbedingt sehenswert!


    Mehr Wissenswertes und weitere Fakten zu den Ausstellungen finden Sie auf der Zuhause-Seite des NRW-Forum.

    Alle meine Bilder beider Ausstellungsvorbesichtigungen finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs.