k.e Der Jazz-Musiker Till Brönner (*1971 in Viersen) bespielt das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst in Duisburg mit seiner Fotografie (noch bis 6. Oktober 2019).

Als Jazz-Musiker gilt Till Brönner schon lange als Nr. 1 in Deutschland und als einer der ganz Großen in der Welt. Seine Sensibilität und seine Krativität als Musiker hat er wohl ohne große Schwierigkeiten auf die Fotografie übertragen können. Vor etwa acht Jahren hat er angefangen neben seinem tagesfüllenden Hauptberuf, neben täglichen Übungen mit der Trompete, neben Konzerten und vielen Reisen, auf seinen internationalen Tourneestationen eine Kamera in die Hand zu nehmen. Seine Motive waren die Portraits anderer KünstlerInnen in seinem Umfeld. Hier half ihm die intime Nähe zu seinen KollegInnen, die seine Portraits stark wirken ließen. Und so gab es bereit 2014 einen opulenten Bilderkatalog beim teNeues-Verlag unter dem Titel „Faces of Talent“.



Mittlerweile bestens mit der Kamera vertraut ließ sich Brönner dann vor etwa zwei Jahren auf ein Projekt ein, das ihm für musikalische Arbeit wenig Zeit ließ. Die Idee dieses Projektes stamme ursprünglich von Bodo Hombach (*1953 in Mülheim an der Ruhr), in dessen Funktion als Vorstandsmitglied der Brost-Stiftung. So weiß es Walter Smerling (Direktor Museum Küppersmühle) zu berichten.

Mit der niederrheinischen (Un-)Voreingenommenheit des gebürtigen Vierseners reiste Brönner seit Ende 2018 bis kurz vor den geplanten Ausstellungstermin im Juni 2019 mit der Kamera durch das ihm bis dahin unbekannte Revier. Zumeist in schwarz/weiß entstanden so Bildberichte unterschiedlichster fotografischer Genres: Landschaften, Industrie, jounalistische Reportagen, Abstraktionen und immer wieder auch Portraits – mal klassisch inszeniert, mal im Reportagestil.
TB: „Für mich hat es hier im Ruhrgebiet ‘gemenschelt’, und deshalb war klar, dass ich die Geschichte dieser Ausstellung weitgehendst über Menschen erzählen wollte.“

Beim Begehen der Ausstellungsräume des Museums Küppersmühle bekommt man schnell den Eindruck, die Retrospektive eines Lichtbildners aus den letzten zwanzig Jahren zu sehen. Vertraut man aber den Wandtexten, die die Entstehungsdaten ausschließlich aus den Jahren 2018 und 2019 ausweisen, so begreift man, mit welcher hoch konzentrierten Leidenschaft der Fotoautor Brönner in den wenigen Monaten das Ruhrgebiet begriffen hatte.

Wir sehen die Fotografien eines sensiblen und gewandten Formalästheten, der das Genre der Fotografie ebenso beherrscht, wie sein Musikinstrument. Nur leider findet man keine neuen Bilder aus dem Revier. Nicht nur die Bildsprache ist den vielen bekannten Bildern zahlreicher FotografInnenen ähnlich, die sich im Revier mit der Kamera kurzfristig ausgetobt haben oder das Umfeld langfristig beobachtet haben, weil sie dort leben. Es sind auch die immer wiederkehrenden Motive der Montan-Industrie, der Trinkhallen, mit und ohne Menschen, der Fußball- und Sporvereine, der medizinischen und sozialen Einrichtungen für versehrte Kinder aus den Krisenbgebieten dieser Welt – wir sehen eine Schönheitskönigin und die verschiedensten Gruppen von Menschen, die sich nach der Arbeit in Sport-, Karnevals-, Motorrad-, Fußball- und anderen Vereinen versammeln.


Nur die Menschen, die Protagonisten der Fotoserien, sind jetzt andere. Aber machen sie wirklich das charkteristische dieser Region aus? Oder findet man sie nicht überall auf der Welt? Dann drängt sich jedoch sofort die nächste Frage auf: Was ist denn dann das Alleinstellungsmerkmal des seit Jahrzenten sich verändernden Reviers, das sich lohnte, fotografisch umzusetzen?
Diese Antwort fällt nicht leicht – und so helfen auch die zum Teil aussagekräftigen Fotografien von Till Brönner leider nicht, das Revier neu zu sehen.
Alle Fotos der Ausstellungsvorbesichtigung finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs im Album BEGEGNUNGEN
Mehr Informationen zur Ausstellung in Duisburg finden Sie auf der Zuhause-Seite des MKM