
In der Stadt an der Themsemündung erfährt man allenthalben einen Himmel im Turner-Format. Joseph Mallord William Turner (1775-1851) war der bedeutendste bildende Künstler Englands in der Epoche der Romantik. Er ging in Ramsgate zur Schule und besuchte die Stadt bis zu seinem Tode regelmäßig.









Inspiriert von seinen Werken spüre ich als Fotograf seiner Begeisterung für Naturgewalten und wechselhafte Wetterstimmungen nach, und es müßigt mich, ähnlich geartete Stimmungen mit der Kamera nachzuzeichnen. Das geht in Küstennähe gut, da dort durch stärkere Winde wechselhaftes Wetter nicht ungewöhnlich ist. Wo sich am düsteren kalten Himmel bereits weltuntergangsähnliche bedrohliche Szenarien abzeichen, wird der Vordergrund noch von hartem Sonnenlicht lieblich und warm beschienen. Dieser sichtbare scheinbare Gegensatz lässt die Fotomotive geradezu surreal wirken, als seien sie am Rechner des Photoshop-Artisten entstanden. Dabei sind diese Szenarien, wenn oft auch nur sekundenweise, ganz real und höchst lebendig wahrnehmbar. ke


Der Künstler Joseph Mallord William Turner wird am 23. April 1775 in London geboren. Der Maler schafft unverwechselbare, großartige Arbeiten, Quelle seiner unerschöpflichen Inspiration sind das Wasser und Schiffe, darüber hinaus begeistern dramatische Naturszenen Turner ein Leben lang.
Turner ist Autodidakt und genießt keine künstlerische Ausbildung, er lernt jedoch schnell und hat großes Talent. Der vierzehnjährige Turner ist Stipendiat der Royal Academy. Im folgenden Jahr, 1790, stellt der junge Künstler in der Jahresausstellung der Acadamy sein erstes Aquarell aus. Begeisterung erhebt sich sowohl unter den Kritikern als auch unter den Förderern für das Können des jungendlichen Talentes.
Joseph Mallord William Turner genießt früh größte Aufmerksamkeit, dennoch bleibt er verschlossen, schweigsam und zuweilen auch mürrisch. Fast eifersüchtig hütet Turner seine Arbeitsmethode, auch sein Privatleben hüllt der Künstler in Schweigen.
Sechsundzwanzigjährig wird Joseph Turner in die Royal Acadamy aufgenommen. Anschließend reist Turner quer durch seine Heimat. Die Erlebnisse hält Turner in Skizzen fest, die die Basis für seine Aquarelle sind. 1796 stellt er sein erstes Ölgemälde „Fischer auf See“ aus. Anschließend, im Jahr 1799, wird Turner zum außerordentlichen Mitglied der Royal Acadamy ernannt. Noch im selben Jahr besucht er Beckford, der einer seiner Förderer ist. Dort kommt Turner mit zwei Werken des Malers Claude Lorrain in Berührung und ist so beeindruckt, dass er fortan selbst große, historische Bilder malen möchte. Anschließend reist er erstmals aufs europäische Festland. (siehe hierzu auch: Turner und die Rheinromantik)
1804 ist er finanziell so gestärkt, dass er sein Haus durch einen Galerieanbau erweitert. Dort stellt er seine eigenen Werke aus, was seiner Zeit in der englischen Kunstwelt einmalig erscheint.

Im Jahr 1807 wird Joseph Turner Professor für Perspektive an der Royal Academy. Sein Erfolg ist beeindruckend, Turner ist neben John Constable einer der führenden englischen Landschaftsmaler. Zahlreiche Werke werden 1819 in zwei größeren Ausstellungen gezeigt.
Noch im selben Jahr wird des Künstlers Italienreise der Auslöser für eine radikale Wende in seinem Schaffen, das südliche Licht wird ihn nicht mehr loslassen. In den nächsten vier Monaten schafft er mehr als 2000 Bleistiftskizzen von Rom und seiner Umgebung. Er kehrt nach England zurück und beginnt die Kraft des Lichts in seine Werke einzubetten. Zwar bricht Turner seinen Stil nicht abrupt, doch zieht er eine klare Trennung zwischen seinen Auftragsarbeiten und seinen Experimenten, in denen sich seine Ideen voll entfalten.
Viele seiner berühmtesten Bilder entstehen in den letzten Lebensjahren, in denen sich der Maler auch aufgrund seines Gesundheitszustandes aus dem Gesellschaftsleben zurückzieht.
Der Maler Joseph Mallord William Turner verstirbt 76-jährig am 19. Dezember 1851 in London.
Text: © Art Directory GmbH
Fotografien: © 2019 k.enderlein FOTOGRAFIE
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