Der Kunstpalast Düsseldorf gibt einen Einblick in das künstlerische Schaffen der Schweizer Künstlerin – vom 28. März bis 16. Juni 2019

Wie ein Lichtzelt wirkt der neue grell weiße Raum im Erdgeschoss des Kunstpalast, in dem das Museum die Arbeiten von der in Düsseldorf lebenden Künstlerin präsentiert. Im „Raum 1“, wie Generaldirektor Felix Krämer und seine KollegInnen den neuen Ausstellungsraum nennen, waren vor dem Umbau die Kasse und der Museumsshop untergebracht. Die Werke der Künstlerin Pia Fries, die zumeist auf weiß grundierten Tafeln gearbeitet sind, fügen sich fast nahtlos in das Blickfeld der BesucherInnen ein und wirken dadurch trotz extensiver Materialigkeit leicht und bewegt.

Unter dem Titel FABELFAKT widmet sich erstmals in Düsseldorf eine umfangreiche Einzelausstellung dem Schaffen von Pia Fries (*1955). Einige Werke der Künstlerin, die ihr Malereistudium als Meisterschülerin bei Gerhard Richter abschloss, werden erstmals öffentlich gezeigt. Die 65 ausgestellten Arbeiten aus sieben verschiedenen Werkgruppen stammen aus den letzten 20 Jahren.

„Ich freue mich, dass wir mit dieser Ausstellung die seit mehr als dreißig Jahren in Düsseldorf lebende und arbeitende Schweizer Künstlerin Pia Fries zeigen können.“, betont Felix Krämer, Generaldirektor Kunstpalast. „National und international wurde ihr Werk bereits an vielen Orten gezeigt, wobei die Präsentation im Kunstpalast ihre erste Museumsausstellung in Düsseldorf ist. Es ist zudem die erste Ausstellung, die sich dem engen Zusammenspiel von Grafik und Malerei im Oevre von Pia Fries widmet.“ „Ich freue mich sehr, dass ich in der Stadt, in der ich seit vielen Jahre arbeite und lebe, hier im Kunstpalast einen Einblick in mein künstlerisches Schaffen geben kann.“, betont Pia Fries.


Mit dem Ausstellungstitel FABELFAKT verweist die Künstlerin auf eine sich in ihren Gemälden wiederfindende Verschmelzung konträrer Ansätze. Ihre Malerei kann dichte Masse, flüssige Spur oder auch ein Spiel von Texturen, Fakturen und sich wiederholenden Formen darstellen. „Die Kunstvon Pia Fries zeichnet sich durch den direkten Einsatz der Farbe, die Freude am Experiment und die Suche nach neuen, widerständigen Formulierungen aus.“, erklärt Gunda Luyken, Kuratorin der Ausstellung. „Als ein bedeutender Gegenpol zur Malerei dient der Künstlerin die Grafik.“ Fries arbeitet häufig mit Siebdruck, um Fragmente historischer Druckgrafik von ganz unterschiedlichen Vorbildern wie Maria Sibylla Merian, Hendrick Goltzius oder Stefano della Bella für ihre Malerei zu nutzen. Ihre kraftvollen und skulptural anmutenden Bilder oszillieren nicht nur zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, sondern hinsichtlich ihrer kunsthistorischen Referenzen auch zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

„Die Bildwelten von Pia Fries spiegeln stets das Prozesshafte ihrer Arbeiten wider, die Verwandlung und Weiterentwicklung von Abbildungszitaten.“, hebt die Co-Kuratorin Melanie Grimm hervor. „Ihre Werke sind niemals eindeutig, sie sind bewusst konstruierte Hybride aus Grafik und Malerei, die Illusionsräume und körper schaffen. In ihnen zeigt sich nicht nur das assoziative Potenzial der Fragmentierung, sondern auch das dynamische Zusammenspiel von grafischer Linie und pastoser Farbe.“ Im malerischen Prozess wird die Farbe von Fries gerüttelt, gerührt, geknetet, gequetscht, geschlagen, zerschnitten, abgekratzt oder ausgestochen. Sie nutzt Spachtel, Messer, Bürsten, Malrechen und Pinsel, um die Farbe mit Strukturen zu versehen oder stellenweise abzukratzen. Sie vermischt die Farbtöne in Schlieren und Wirbeln. Gelegentlich lässt sie auch Bildebenen durch lasierenden Farbauftrag schimmern. Ihr Bildträger ist vielfach die weiß grundierte Holztafel oder das Papier.

Die Ausstellung beginnt mit der Serie parsen und module von 1999, in der erstmals Fries‘ Interesse an sich wiederholenden Strukturen sichtbar wird. Es folgt die Werkgruppe merian, die von den Arbeiten der gleichnamigen Naturforscherin und Künstlerin inspiriert ist. Im Kapitel der name der farbe reagiert die Künstlerin mit ihrer Malerei auf Siebdrucke, die eigene Farbskulpturen oder farbige Kreppbänder zum Thema haben. In weisswirt und maserzug richtet sich daskünstlerische Interesse von Pia Fries auf den Bildträger Holz und das Linienspiel in dessen Maserungen. Die Gruppe seewärts zeigt ihre Auseinandersetzung mit den malerischen Radierungen des italienischen Barockkünstlers Stefano della Bella sowie mit der Linienführung des Kupferstechers Hendrick Goltzius. Die Beschäftigung der Künstlerin mit Goltzius dauert bis heute an. In der Werkgruppe corpus transludi widmet sich Fries seinen „Himmelsstürmern“, während die unter aussicht und passage zusammengestellte Bilderfolge um seine berühmte Herkules-Figur kreist und den Abschluss der Ausstellung bildet.
Alle Fotos der Ausstellungsvorbesichtigung finden Sie in den SCHUBLADEN meines Archivs im Album BEGEGNUNGEN
Weitere Informationen bietet die Webseite des Kunstpalast Düsseldorf
Schöner Bericht, tolle Fotos!
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