Retrospektive des Konzeptkünstlers im Kunstpalast Düsseldorf, noch bis zum 11. Januar 2026

Was ist Kunst? Wo fängt Kunst an, wo hört sie auf? Wer bestimmt, was Kunst ist? Was macht einen Künstler, eine Künstlerin aus? Hans-Peter Feldmann (* 17. Januar 1941 in Hilden; † 26. Mai 2023 in Düsseldorf), dem exzentrischen aber immer bescheidenen Düsseldorfer, unterstellt niemand, diese Frage wörtlich formuliert zu haben. Ohnedies gab er ungefragt Antworten: jetzt etwa mit 80 Arbeiten in der gezeigten Retrospektive seines Schaffens. Er regt somit Betrachtende an, über Kunst nachzudenken. Nicht selten auf schelmische Art und Weise motivieren seine Fotografien, die übermalten Gemälde, die stilisierten und dekorierten Alltagsgegenstände und nicht zuletzt die raumgreifenden Installationen zur Auseinandersetzung mit Kunst. Das Museum und ihre Kuratorin Felicity Korn haben aus dem umfänglichen Nachlass des Künstlers eine attraktive und äußerst ästhetische Präsentation in den zehn Ausstellungssälen gebaut.

Herzstück der Ausstellung bildet das Projekt „100 Jahre“. Das Werk umfasst eine Serie von Schwarzweiß-Fotografien, die 101 Personen im Alter von acht Wochen bis 100 Jahren zeigen, präsentiert in chronologischer Reihenfolge, in der Mitte des Saals mit einem Strauß frischer Blumen. Wie ein Spiegel wirken die jeweiligen Portraits auf die Betrachtenden, weil ich zunächst zu der fotografierten Person meines eigenen Alters zusteuere. Dort gleiche ich dann Äußerlichkeiten mit mir selbst ab und beginne mich und mein persönliches Leben zu reflektieren. Ohne anzufassen, ohne zu steuern erfahre ich so, was heutzutage mit interaktiver musealer Präsentation gemeint sein könnte – und das voll analog! Ja, das schafft Kunst!

Aus dem Ausstellungskatalog HANS-PETER FELDMANN– KUNSTAUSSTELLUMG, Walter und Franz König-Verlag, Vorwort von Felicity Korn: (K)eine Biografie –
In sämtlichen Publikationen, Pressemitteilungen und bei Anfragen beschränkte Hans-Peter Feldmann den Hinweis auf seine Biografie auf das absolute Minimum. Auch seine Galerien folgten diesem Wunsch. Genannt wurden lediglich Geburtsdatum und -stadt sowie sein Wirkungsort: ,,*1941 in Hilden. Lebt und arbeitet in Düsseldorf.“ Die üblicherweise aufgelisteten Informationen wie Ausstellungen und Auszeichnungen hielt er für wenig hilfreich – viel interessanter fand er hingegen einen Überblick über seine Lieblingsfilme oder die Erwähnung, dass er Schuhgröße 45 habe und als Kind von einem Heuhaufen gefallen sei. Ebenso skeptisch betrachtete er die Herangehensweise von Museen, ein zeitlich geordnetes und daher vermeintlich kohärentes Narrativ aus einem künstlerischen Werdegang zu konstruieren. Dennoch stimmte er der Idee zu, dass die Retrospektive im Kunstpalast Düsseldorf den Versuch einer historischen Darstellung unternehmen solle. Zum Ende seiner Karriere hin übte die Idee vielleicht sogar einen gewissen Reiz auf ihn aus. Dies legt auch die Veröffentlichung des Werkverzeichnisses seiner Bücher und Hefte im Jahr 2022 nahe.


Feldmanns Faszination für Bildwelten bestimmte das Erscheinungsbild seines künstlerischen Schaffens. Und so ist es kein Zufall, dass die Ausstellung im Kunstpalast anmutet wie eine Fotografie-Ausstellung, auch wenn Feldmann sich selbst nicht als Fotograf verstanden hat. Mich als Lichtbildner erfreut das Gesehene umso mehr, weil ich in diesem Zusammenhang den Begriff der Visuellen Kommunikation weiterdenken kann.

Detailinformationen zur Retrospektive im Kunstpalast finden Sie auf dessen Zuhause-Seite.
Alle Fotografien der Ausstellungsvorbesichtigung liegen hier in den SCHUBLADEN meines Archivs.