Zwischen Wasser und Himmel – Meine Island-Reise 2025

Mit dem Schiff von Bremerhaven nach Island, drum herum, und wieder zurück. Über das Europäische Nordmeer zwischen Island und Norwegen. Streckenweise bis zu 4000 Meter Wasser unterm Kiel. 1,1 Millionen Quadratkilometer groß. Gut 250 Millionen Jahre alt. Die losen Zahlen machen mir mächtig Eindruck. Gleich hinter der Reling Unmengen von Wasser. Eine Wasserwüste gefüllt mit Wellen, Wellen, Wellen. Selten glatte See. Mein Blick schweift in Unendlichkeiten von Wasser und Himmel, mit und ohne Wolken, mit und ohne Sonne. Und immer wieder Wasser. Und Himmel.

Nach Tagen umgeben von unendlichen Wassermengen sehe ich Land. Das Schiff legt an. Ich bin Gast in Seydisfjordur, Akureyri und Reykjavik – auf Island, praktisch am Ende der Welt, direkt unterhalb des Polarkreises. Die Angst vor einer Schiffskatastrophe weicht, und ich fühle mich sicher in einer Umgebung mit Vertrautem: Häuser, Wege und auch ein paar Menschen.

Kontrastreicher konnte meine Augenreise nicht sein. Nach tagelangen Eindrücken von wilder organischer Natur, ohne Struktur, weich und ständig bewegt, jetzt auf einmal geometrische Strenge, statisch, unbewegt, linienorientiert. Nur ein abstraktes Spiel aus Licht und Schatten haucht Leben in die Landschaft. Welch ein Kontrast!

Fjorde und Buchten und Gebirge geben der Insel ihr Profil. Den zerklüfteten Umrissen stehen lineare Architekturen der Bewohner gegenüber. Diese vermeintlichen Gegensätze verschmelzen zu einem Gesamteindruck. Dem stetigen Wechsel von Wellen und Wolken auf hoher See – jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde ein anderes Bild – stehen jetzt an Land lineare parallele Strukturen aus Beton und Holz und Blech und Glas in mystischer Ruhe gegenüber. Und halten still, stundenlang. Was für ein gewaltiger Eindruck!

Die Kamera macht aus meiner Augenreise Reisebilder. Mein ausgeprägter Hang zur Geometrie wird durch die stringente Bauweise der Isländer bedient. Selbst die visuelle Nahtstelle zwischen Wasser und Himmel, die Kim, bietet eine ausgesprochen lineare Gerade, die die Naturgewalten nicht trennt, sondern zu einem großen Ganzen verschmelzen lässt.





Diese Reisebilder werde ich lange im Kopf behalten, und sie werden zur Inspiration für meine nächsten Architektur- und Landschaftfotografien, auch wenn diese dann nicht nach einer beeindruckenden Seefahrt entstehen.
Alle Fotografien meiner Islandreise sind in den Schubladen meines Archiv hier zu finden.
Alle Fotografien © 2025 Karsten Enderlein