DER HIMMEL ÜBER DER PROVENCE

Durch Vincent van Goghs „STERNENNACHT“ inspriert: Der Himmel, auch am Tag ein visueller Genuss

Auch tagsüber begegnet uns in der Provence ein anderer Himmel als in meiner Heimat, dem Rheinland, wo ich aufgewachsen bin. Foto: © 2024 Karsten Enderlein

Im Frühjahr 1888 schrieb der Maler Vincent van Gogh aus Arles an der Rhône in Südfrankreich an seine Schwester Willemien: „Ich möchte jetzt unbedingt einen Sternenhimmel malen. Oft habe ich den Eindruck, dass die Nacht noch farbenfroher ist als der Tag, in den intensivsten Violett-, Blau- und Grüntönen“. Zu dieser Zeit gab es so gut wie keine originalen Farbfotografien, und doch hatte van Gogh mit seiner Beobachtung der nächtlichen Stimmung in der Provence jene vorausschauende Wahrnehmung, die auch in der Farbfotografie bis heute eine Rolle spielt: Bei Nachtaufnahmen sind die abgebildeten Himmel auf unseren fotografischen Medien blauer, als wir sie in der realen Beobachtung sehen. Der Grund dafür ist kein Geheimnis: Die ersten gebräuchlichen Farbfilme, Kleinbildfilme etwa von Kodak in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, waren vor allem für Amateure gedacht, die auf Reisen oder bei anderen gesellschaftlichen Anlässen meist tagsüber im Sonnenlicht fotografierten. Deshalb gossen die Filmhersteller eine blau-überempfindliche Emulsion auf das Trägermaterial – es entstanden die so genannten Tageslichtfilme, die die Farben der Motive bei Tageslichteinstrahlung knackiger, also kontrastreicher erscheinen ließen. Auch die lichtempfindlichen Bildsensoren unserer Digitalkameras sind heute noch empfindlicher für den Blauanteil des Tageslichts, das sich von Natur aus relativ gleichmäßig aus den blauen, roten und grünen Anteilen des sichtbaren Lichts zusammensetzt.


Schon Vincent van Gogh muss ein ausgeprägtes Gespür für Farben und Farbstimmungen in der Natur gehabt haben, denn er erkannte dieses naturwissenschaftliche Phänomen lange vor der intensiven Nutzung der Fotografie. Es spielte eine wichtige Rolle bei der Suche nach der wirkenden Farbe in seinen Bildern, vor allem in den südlichen Gefilden der meernahen Provence.

Der im 14. Jahrhundert entdeckte römische Obelisk aus dem 5. Jahrhundert wurde erst im 17. Jahrhundert als Sonnensymbol auf dem Platz von Arles neu interpretiert. Foto: © 2024 Karsten Enderlein

Die südeuropäische Lage zum Mittelmeer lässt den Himmel über der Provence auch tagsüber anders erscheinen, als wir es beispielsweise aus dem Rheinland gewohnt sind. Die steilere Sonne um die Mittagszeit lässt den vertrauten blauen Schönwetterhimmel intensiver erscheinen. Außerdem können wir ungewohnte Wolkenformationen beobachten.


Der Blick durch oder über den Sucher in den Himmel regt auf jeden Fall zur fotografischen Aktivität an – nicht nur nachts.


Alle Fotografien des Himmels über der Provence finden Sie hier in den SCHUBLADEN meines Archivs.

Gerne verweise ich abschließend nicht ganz uneigennützig auch auf meine Werkgruppe aus den Jahren 1992 bis 2022 über das Leben und Wirken des niederländischen Malergenies unter https://k-enderlein-vangogh.com/

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