Das Wuppertaler Von der Heydt-Museum präsentiert die Wege der Abstraktion 1920 bis heute noch bis zum 1. September 2024

Der Titel der Ausstellung „NICHT VIEL ZU SEHEN“ hält nicht, was er verspricht. Und das ist gut so. Die Einladung zur Presse-Vorbesichtigung in Wuppertal versprach dagegen die Präsentation zahlreicher abstrakter Werke bildender Kunst und hielt dieses Versprechen auch ein. Obendrein animierten die Kuratorin der Ausstellung Dr. Beate Eickhoff und der Museumsdirektor Dr. Roland Mönig die versammelten MedienvertreterInnen zum Parkour ähnlichen Rundgang durch die zehn unterschiedlich großen Ausstellungssäle geradezu in einer Endlosschleife. Man solle sich einlassen auf die zahlreichen Beispiele künstlerischer Abstraktion, um so die eigenen Organe der Wahrnehmung zu schärfen. Die Kuratorin beschrieb die drei Pole der abstrakten Kunst als 1. das Loslösen vom Realismus, 2. die Visualisierung des Ungegenständlichen und 3. die emotionslose Konzentration auf die Form, die Farbe und die Komposition, sozusagen als die Konkrete Kunst.

Bei meiner eigenen fotografischen Arbeit versuche ich, formale Ästhetik durch Reduzierung und Abstraktion von Räumen und Flächen und Farben zu erreichen. Das lenkt den Blick der Betrachtenden schnörkelloser auf Wesentliches. Dadurch schaffe ich einen klaren und verständlicheren Akzent der Sprache Fotografie. Für diese Arbeitsweise dienen mir die gegenständlichen und figürlichen Bilder weniger zur Inspiration, als die streng grafischen und abstrakten Werke. Zwei fotografische Arbeiten – von Hans-Christian Schink und Claus Goedicke – verdeutlichen eine vergleichbare Arbeitsweise und fügen sich so gut in die etwa 90 anderen Werke der Malerei und Grafik und die sieben Skulpturen.


In der aktuellen Sammlungspräsentation des Von der Heydt-Museum steht die Abstraktion im Fokus: von der klassischen Moderne bis hin zu heutigen Tendenzen der ungegenständlichen Malerei. Hauptwerke bekannter KünstlerIinnen sind genauso zu sehen wie lange verborgene Kostbarkeiten aus den Depots. Eine Reihe von Neuerwerbungen aus den vergangenen Jahren wird erstmals überhaupt ausgestellt. Insgesamt präsentiert die Schau rund 90 Werke, davon sieben Skulpturen.

Die abstrakte und gegenstandslose Kunst entstand Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Bewusstsein heraus, dass Malerei und Skulptur mehr können, als die Dinge, die man sieht, abzubilden. Abstraktion stand ab den 1920er Jahren auch für Fortschritt, Modernität und gesellschaftspolitische Revolution. Sie bedeutete einen Bruch mit allen formalen Konventionen. Dass das Feld der Möglichkeiten auch im 21. Jahrhundert noch längst nicht erschöpft ist, zeigen die Positionen aktueller Kunst in der Ausstellung.

Der Vollständigkeit halber im Nachfolgenden die ausgestellten KünstlerInnen alphabetisch: Michael Argov, Hans Arp, Olle Baertling, Georg Baselitz, Willi Baumeister, Daniel Behrendt, Roger Bissiere, Sandro Chia, Emil Cimiotti, Jo Delahaut, Jean Dubuffet, Ulrich Erben, Max Ernst, Jean Fautrier, Günther Förg, Pius Fox, Raimund Girke, Claus Goedicke, Bruno Goller, Kuno Gonschior, Katharina Grosse, Marcia Hafif, Toulu Hassani, Bernhard Heisig, Christian Hellmich , Karl H. Hödicke, Hans Hofmann, Franziska Holstein, Adolf Hölzel, Wassily Kandinsky, Per Kirkeby, Konrad Klapheck, Paul Klee, Norbert Kricke, Daniel Lergon, Markus Lüpertz, Joseph Marioni, Georges Mathieu, Ulrich Meister, Georg Meistermann, Jean Metzinger, Francois Morellet, Wilhelm Morgner, Georg Muche, Ernst Wilhelm Nay, Moritz Neuhaff, Frank Nitsche, Richard Oelze, Driss Ouadahi, Amedee Ozenfant, A. R. Penck, Serge Poliakoff, Mario Prassinos, Neo Rauch, Jean-Paul Riopelle, Judith Rothschild, Hans-Christian Schink, Oskar Schlemmer, Emil Schumacher, Jessica Stockholder, Yves Tanguy, Antoni Tapies, Peter Tollens, Tatjana Valsang, Winfied Vimich, Comelius Völker, Hannsjörg Voth, Andreas von Weizsäcker, Friedrich Werthmann, Fritz Winter und Ossip Zadkine.

Alle meine Fotografien der Ausstellungsvorbesichtigung liegen in den SCHUBLADEN meines Archivs, genau hier.
Die Zuhause-Seite des Von der Heydt-Museums bietet umfängliche Informationen sowie Bildmaterial zur Ausstellung.
Alle Fotografien © 2024 k.enderlein FOTOGRAFIE